Die wichtigsten Fakten zum Thema Hyperhidrose
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Hyperhidrose?
Bei Hyperhidrose handelt es sich um übermäßiges Schwitzen. Diese Körperfunktion ist überlebenswichtig, da sie der Temperaturregulation dient und eine Überhitzung verhindert. Schwitzen Menschen allerdings in jeder Lebenslage extrem, leiden sie unter Hyperhidrose.
Das heißt, es kommt ohne erkennbaren Grund zu Schweißausbrüchen?
Ja. Betroffene schwitzen ohne erkennbaren Grund extrem und sind immer wieder mit unkontrollierbaren Schweißausbrüchen konfrontiert. Das belastet enorm und wirkt sich auf jeden Lebensbereich negativ aus.
Wodurch wird Hyperhidrose verursacht?
Die primäre Hyperhidrose tritt ohne Grunderkrankung auf und lässt sich medizinisch nicht erklären. Sekundäre Hyperhidrose kann hormonell- oder krankheitsbedingt auftreten, z.B. bei Frauen, die sich im Klimakterium befinden, oder bei Patienten mit krankhaftem Übergewicht.
Ist der gesamte Körper betroffen?
Wenn sie generalisiert auftritt, ist der gesamte Körper betroffen. Manifestiert sie sich lokal, schwitzen z.B. nur die Hände, die Achseln oder Genitalbereich übermäßig.
Was bedeutet diese Erkrankung für Betroffen?
Nicht selten psychosoziale Probleme und soziale Isolation. Wer z.B. an den Händen stark schwitzt, kann bestimmte Berufe nicht ausüben und wird sich hüten, anderen Menschen zur Begrüßung die Hand zu geben, weil er sich schämt und sein Gegenüber sich unter Umständen ekelt. Die Haut von Menschen mit Hyperhidrose ist oftmals von Infektionen durch Viren, Pilze oder Bakterien betroffen. Das stigmatisiert und belastet. Ganz zu schweigen von der Geruchsbelastung, die mit Schwitzen einhergehen kann.
Wie wird Hyperhidrose therapiert?
Zunächst einmal muss eine Grunderkrankung ausgeschlossen bzw. in Erfahrung gebracht werden, ob es sich tatsächlich um eine primäre Hyperhidrose handelt. Je nach Lokalisation stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Ich therapiere die Erkrankung mittels Schweißdrüsenabsaugung bzw. Saugkürettage, die im Achselbereich möglich ist und nur dann zum Einsatz kommen sollte, wenn andere Möglichkeiten ausgeschöpft sind, oder mittels Botulinum Toxin, kurz Botox.
Wie gestalten sich diese Therapiemaßnahmen?
Im Rahmen der Schweißdrüsenabsaugung unterspritze ich den Achselbereich mit einer Tumeszenzlösung, die auch bei der Fettabsaugung zum Einsatz kommt. Sie setzt sich aus Kochsalzlösung und lokalem Betäubungsmittel zusammen und sorgt dafür, dass sich die Schweißdrüsen nach der Injektion mit einer Saugkürette mühelos absaugen lassen. Botox wiederum ist praktisch für jedes Areal geeignet und wird an mehreren Stellen injiziert. Die Hände können danach von Hauttrockenheit sowie einer Beeinträchtigung von Grobkraft und Feinmotorik betroffen sein, die Füße von einer muskulären Einschränkung, allerdings hält der schweißfreie Effekt vor allem im Achselbereich sechs bis acht Monate an und kann die Lebensqualität enorm verbessern. Botox eignet sich auch für die Behandlung von übermäßigem Schwitzen im Genitalbereich.
Warum ist vor der Erstbehandlung eine Diagnostik erforderlich?
Um Erkrankungen wie Diabetes oder andere Gründe auszuschließen. Wenn eine mögliche Grunderkrankung nicht behandelt wird, bringt dem Patienten eine Therapie gar nichts. Sitzt also jemand vor mir, bei dem ich eine sekundäre Hyperhidrose vermute, schicke ich ihn zur Diagnosestellung weiter, um sämtliche Eventualitäten auszuschließen.
Verfasst von Mag. Sonja Streit