Die wichtigsten Fakten zum Thema Chirurgische Entfernung von Jugendsünden
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was verstehen Ihre Patienten unter „Jugendsünden“, die sie sich chirurgisch entfernen lassen möchten?
Gedehnte Ohrlöcher, Piercinglöcher und Tattoos werden als solche bezeichnet. Was man in jungen Jahren als en vogue empfunden hat, wird mit zunehmendem Alter mitunter als problematisch betrachtet. Während berufliche Gründe bei manchen im Vordergrund stehen, ist es im Falle eines Tattoos oftmals das Ende einer Partnerschaft oder eine Hautveränderung, die den Wunsch entstehen lässt, es loszuwerden.
Man kann Tattoos also tatsächlich chirurgisch entfernen lassen?
So ist es. Allerdings kommt es dabei auf die Größe sowie die Lokalisation an. Kommt jemand für eine operative Entfernung in Frage, kann er so ein Tattoo schneller loswerden als beispielsweise mittels Laser.
Wie gestaltet sich der Eingriff?
Ich markiere den Bereich um das Tattoo herum mit einem Hautmarkierungsstift, um es danach entlang dieser Markierung herauszuschneiden. Die mit Farbpigmenten versehene Haut wird im Rahmen des Eingriffs von der Unterhaut abpräpariert, damit der tätowierte Hautteil entfernt werden kann. Das Areal wird vorher lokal betäubt und anschließend mittels Naht verschlossen, die zehn bis 14 Tage im Körper verbleibt.
Inwieweit lassen sich Ohrlöcher korrigieren?
Manche Patienten haben jahrelang schweren Ohrschmuck getragen, was ihre Ohrlöcher übermäßig gedehnt oder sogar durchgerissen hat. Andere wiederum verletzen sich beim Sport oder haben extrem gedehnte Ohrläppchen, die Platz für einen speziellen Ohrschmuck wie beispielsweise Fleshtunnel bieten. Wenn Derartiges nicht mehr gefällt, kann im Rahmen eines Eingriffs in lokaler Betäubung überschüssiges Gewebe herausgeschnitten, die Ohrläppchenform korrigiert und alles mit einer dezenten Naht versehen werden, die nach fünf bis sieben Tage entfernt wird.
Ist das Tragen von Ohrschmuck nach einer solchen Operation je wieder möglich?
Durchaus. Nach einem Zeitraum von drei Monaten kann man sich wieder Ohrlöcher stechen lassen und Ohrringe tragen.
Wie verhält es sich beispielsweise mit Bauchnabel- oder Lippenpiercings?
Piercinglöcher werden zunächst mittels Stanze angefrischt, das heißt, der Hautkanal wird kreisrund ausgestanzt und danach wieder vernäht. So hat er die Möglichkeit, komplett zuzuwachsen und nahezu narbenfrei zu verschwinden. Auch das ist in Lokalanästhesie möglich.
Was sollte man nach den genannten Eingriffen beherzigen?
Hochlagern und kühlen stellen nach jedem chirurgischen Eingriff das Um und Auf dar. Sport ist tabu, so lange die Nähte nicht entfernt wurden, ebenso sollte man sich ein bis zwei Tage schonen. Jede Narbe sollte nach der Abheilung regelmäßig massiert und vor Sonnenlicht geschützt werden. Befindet sich das Tattoo oder Piercing an einer Stelle, die im Sommer der Sonne ausgesetzt ist, empfiehlt es sich, die Operation im Herbst oder Winter durchführen zu lassen. Narben sollten generell zu jeder Jahreszeit mit einem hohen Lichtschutzfaktor geschützt werden, so lang sie rosa und somit aktiv sind.
Verfasst von Mag. Sonja Streit