Dr. Veith Moser spricht im Interview mit Jatros Dermatologie und Plastische Chirurgie über Transsexualismus und die erstmals in Österreich durchgeführte Klavikula-Verkürzungsosteotomie.
Bei der Nagelkeilexzision handelt es
sich um einen operativen Eingriff, der aufgrund eines ins Nagelbett eingewachsenen
Nagels, medizinisch Ungius incarnatus oder Onychocryptosis, durchgeführt werden
muss und meist den großen Zeh betrifft. Wenngleich so etwas wie eine
Kleinigkeit anmutet, kann es sich mit der Zeit zu einem hartnäckigen Problem
entwickeln.
Inwiefern?
Zum einen verursacht ein
eingewachsener und entzündeter Zehennagel massive Schmerzen. Schließlich wird
der Druck auf ihn durch Schuhe erhöht und jeder Schritt wird zur Qual. Und zum
anderen können Entzündungen bzw. vereiterte Entzündungsherde entstehen, die
schleunigst behoben werden sollten.
Das heißt, klassische Fußpfleger oder Podologen können diesbezüglich nicht helfen?
In manchen Fällen schon, allerdings
gibt es Patienten, bei denen Nägel immer wieder einwachsen oder die Situation
bereits so schlecht ist, dass das Problem nur chirurgisch gelöst werden kann.
Wie gestaltet sich der Eingriff?
Ich führe die Nagelkeilexzision
mittels Emmert-Plastik durch, einem sehr effektiven Behandlungsverfahren. Der
Zeh wird mit einem Lokalanästhetikum betäubt. Im Anschluss schneide ich mit
einem Skalpell ein keilförmiges Stück des Nagels sowie des Nagelbetts heraus.
Um sowohl den Entzündungsherd, als auch den Nagelteil, der Probleme verursacht,
zu entfernen, ist es nötig, sämtliches entzündete Gewebe bis hinunter zum
Knochen zu schneiden.
Wirkt sich die Nagelkeilexzision auf die Optik des Zehs aus?
Ja, der Nagel wird schmäler. Je nach
Situation nähe ich die Wunde oder belasse sie, wie sie ist. Der Zeh wird danach
verbunden und heilt innerhalb von zwei Wochen problemlos aus – sofern sich
Betroffene an alle ärztlichen Anweisungen halten.
Was sollte man beachten?
Hygiene ist das Um und Auf. Wurde
nicht genäht, sind tägliche Jod- oder Kamille-Fußbäder indiziert. Verband und
Pflaster müssen regelmäßig unter sauberen Bedingungen gewechselt werden.
Aus welchem Grund wachsen Nägel ein?
Meist, weil sie „falsch“ geschnitten wurden. Leider warten viele Patienten sehr lange zu, weil sie glauben, das selbst in den Griff zu bekommen oder weil sie sich schämen. Dazu besteht kein Grund. Ein eingewachsener Nagel kann jeden betreffen und oftmals wird das Voranschreiten der Problematik forciert, weil das Schuhwerk für enormen Druck sorgt oder man sich bei der Nagelpflege immer wieder verschneidet.
Was versteht man unter Hautgewächsen wie Atherome und Xanthelasmen?
Atherome
sind auch als Grützbeutel bekannt und bilden sich in der Unterhaut. Es handelt
sich um gutartige Zysten im Bereich der Haarfollikel. Xanthelasmen
wiederum bilden sich an Ober- oder Unterlidern.
Das heißt, Xanthelasmen kann man schwerlich verstecken?
Genau. Bei ihnen wiederum handelt es sich um
gelbe Plaques oder Knötchen, die durch Ablagerungen von Cholesterol im Gewebe
bzw. den Speicherzellen des Ober- oder Unterlides entstehen. Sie können flach
oder erhaben sein und befinden sich meist in der Nähe des inneren Lidwinkels. Das lässt sich schwerlich kaschieren.
Wie verhält es sich mit Atheromen?
Diese bilden sich meist an der Kopfhaut, im
Gesicht, der Nackenregion, im Intimbereich oder zwischen Bauch und Brust. Sie sind mit Talg und Hautzellen gefüllt und können relativ groß werden.
Handelt es sich um ein rein ästhetisches Problem?
Meist
schon. Bedauerlicherweise können sich Atherome allerdings entzünden und eitrig
infizieren, wenn man sie manipuliert. Da meist der Talgdrüsenausgang verstopft
ist, sind sie in der Lage, stetig zu wachsen. Deshalb empfiehlt sich eine
chirurgische Entfernung. Xanthelasmen können auf einen gestörten
Fettstoffwechsel hindeuten, was unbedingt abgeklärt werden sollte – vor allem,
wenn sie vor dem 30. Lebensjahr auftreten. Sie sind medikamentös nicht
behandelbar, deshalb sollte man sie mittels Kauter, Laser oder chirurgisch
entfernen lassen.
Wie gestaltet sich die chirurgische Entfernung?
Im
Falle von Xanthelasmen werden diese herausgeschnitten und die Wundränder
vernäht. Infizierte Atherome werden freigelegt, aufgeschnitten und ausgeräumt,
um zu einem späteren Zeitpunkt komplett entfernt werden zu können. Sind sie
verkapselt, werden sie samt Ausführungsgang herauspräpariert und die
entstandene Wunde zugenäht.
Kann man die Entstehung solcher Hautgewächse verhindern?
Hängt das Auftreten von Xanthelasmen
mit dem erwähnten gestörten Fettstoffwechsel zusammen, treten sie nach der
Behandlung desselben und ihrer Entfernung mit großer Sicherheit nicht noch
einmal auf. Atherome können bei jedem Menschen entstehen, wenn ein
Talgdrüsenausgang verstopft.
Was sollte man nach der Operation beachten?
Je nach Lokalisation des Atheroms und verwendetem Nahtmaterial kann es unter Umständen erforderlich sein, einige Zeit aufs Haarewaschen zu verzichten. Des Weiteren sind Sport und Schwitzen vor der Nahtentfernung nicht empfehlenswert. Nähte sollten generell niemals nass werden oder aufweichen. Schonen und kühlen sind nach operativen Eingriffen immer perfekte Maßnahmen. Nach einer Xanthelasmenentfernung sollte man beim Waschen des Gesichts aufpassen, so lange die Nähte noch nicht entfernt wurden. Direkte Sonneneinstrahlung ist ebenfalls zu vermeiden.
Was verstehen Mediziner unter
dem Begriff „Narbe“?
Wo geschnitten oder die Haut
entsprechend verletzt wird, entsteht im Rahmen des Wundheilungsprozesses meist
eine Narbe. Es handelt sich dabei um von aktiven Bindegewebszellen, den
Fibroblasten, gebildetes faserreiches Ersatzgewebe.
Wovon ist die Narbenbildung
abhängig?
Zum einen durchlaufen wir
verschiedene Phasen und Formen der Wundheilung, die durch äußere Faktoren
verschlechtert oder begünstigt werden können. Des Weiteren kommt es natürlich
auch darauf an, wie die Wunde entstanden ist, welche bzw. wie viele der drei
Hautschichten verletzt wurde/n, wie gut sie verheilt, wie groß sie ist und an
welcher Stelle am menschlichen Körper die Narbe liegt. Was wir allerdings auch
wissen, ist, dass ältere Menschen kleinere Narben produzieren.
Wie erklärt sich das?
Ältere Menschen benötigen einen
längeren Heilungsprozess, allerdings gehen aus diesem schneller zartere Narben
hervor. Junge Menschen weisen mehr Wachstumsfaktoren auf als ältere, sie
schütten vermehrt Zytokine aus und heilen dadurch schneller. Bei älteren
Menschen ist diese überschießende Reaktion praktisch nicht vorhanden bzw.
verlangsamt. Sie benötigen mehr Zeit zum Heilen, vernarben allerdings schöner.
Gibt es Bereiche, die im
Hinblick auf die Narbenbildung zu Problemfällen werden können?
Die Schulter und das Dekolleté. Diese
beiden Körperstellen vernarben in der Regel ästhetisch nicht zufriedenstellend,
was man den Patienten vor einer Operation mitteilen sollte. Ob Verletzung oder
chirurgischer Eingriff – wir beobachten in diesen Bereichen bei nahezu jedem
Patienten dieses Phänomen, wobei auch hier ältere Menschen im Vergleich zu
jüngeren im Vorteil sind.
Welche Faktoren können die
Wundheilung und die Narbenentwicklung beeinflussen?
Durchblutung,
Stoffwechselerkrankungen, gesundheitlicher Zustand des Patienten,
Hautbeschaffenheit und die Tatsache, ob es sich um einen Raucher oder
Nichtraucher handelt.
Das heißt, Rauchen gefährdet
die Wundheilung?
Richtig. Raucher heilen schlechter
als Nichtraucher. Deshalb empfiehlt sich, vor einer Operation das Rauchen
einzustellen und erst nach abgeschlossenem Heilungsprozess wieder anzufangen,
falls das unbedingt nötig ist. Eine Operation oder Verletzung kann durchaus zum
Anlass genommen werden, dieses so ungesunde Laster endlich loszuwerden – der
eigenen und der Gesundheit anderer zuliebe.
Welche Punkte spielen außerdem
eine Rolle?
Ob eine Schnittverletzung oder eine
Verbrennung vorliegt und ob genäht werden kann oder nicht. Bisswunden und jene,
die älter als sechs Stunden sind, dürfen keinesfalls mit einer Primärnaht
versorgt werden.
Können Narben zu medizinischen
Problemkindern werden?
Durchaus. Sie können Funktions- oder Wundheilungsstörungen
entwickeln, hypertroph oder zu einem Keloid werden, also im wahrsten Sinne des
Wortes über das Ziel hinausschießen und übermäßiges Narbengewebe produzieren.
Die Wundheilung kann sich verzögern, die Narbe kann sich entzünden, sich zusammenziehen
oder optisch unschön werden. Narben sind mitunter sehr sensibel, benötigen
Pflege und die Mitarbeit des Patienten. Wer sich während des Heilungsprozesses
übernimmt, nicht regelmäßig hochlagert und kühlt und die Narbe nach der
Nahtentfernung und Abheilung kaum oder gar nicht massiert und pflegt, läuft
Gefahr, dass sie zum Problem wird. Narben müssen außerdem vor der Sonne
geschützt werden.
Ist eine unschöne
Narbenbildung immer vermeidbar?
Leider nicht. Manche Patienten haben
das Pech, sich trotz vorbildlicher Narbenpflege und Mitarbeit mit einem Keloid
oder einer hypertrophen Narbe konfrontiert zu sehen. Bei den meisten allerdings
entwickeln sich Wundheilung und Narbenbildung sehr zufriedenstellend. Ich
operiere möglichst narbensparend, wobei die Technik, die Naht und das
Nahtmaterial mit hineinspielen. Durch all diese Aspekte kann ich die
Narbenbildung positiv beeinflussen.
Lassen sich Narben bei Bedarf
korrigieren?
Ja. Narben benötigen bis zu zwei Jahre, bis sie reif und nicht mehr aktiv sind, was man daran erkennt, dass sie weiß geworden sind. Je nach Beschaffenheit lassen sie sich mittels Kortison oder Eigenfettinjektionen behandeln. Manche Narben können operativ korrigiert werden. Des Weiteren stehen uns das Medical Needling sowie der Laser zur Korrektur zur Verfügung. Die Wahl der Behandlungsmethode ist von der Stelle, an der sie sich befindet, dem Ergebnis, das man sich erwartet, sowie der Narbenbeschaffenheit abhängig.
Was versteht man unter einer Explosionsverletzung?
Es handelt sich dabei um
Verletzungen, die durch Sprengkörper entstehen – meist in der Silvesternacht.
Eine falsche Handhabe mit Feuerwerkskörpern kann vor allem an den Händen großen
Schaden anrichten und dazu führen, dass Finger zerstört oder Hände und
Unterarme abgerissen werden.
Das heißt, die Feuerwerkskörper explodieren in der Hand?
Richtig. Entweder werden sie zu lange festgehalten oder nach einer vermeintlichen Fehlzündung noch einmal aufgehoben. Deshalb gilt: Ein Feuerwerkskörper, der auf der Erde liegt und nicht explodiert ist, sollte keinesfalls aufgehoben werden. Besteht diesbezüglich Unsicherheit, empfiehlt sich, ihn nach frühestens fünf Minuten mit einem Feuerlöscher oder Wasser aus sicherer Entfernung zu „entschärfen“. Außerdem ist das Hantieren mit pyrotechnischen Gegenständen unter Alkoholeinfluss tunlichst zu unterlassen. Reaktion und Urteilsvermögen werden durch ihn verlangsamt bzw. eingetrübt, außerdem erhöht sich das Narkoserisiko, falls es zu einer Verletzung kommt und operiert werden muss.
Welche Verletzungen können entstehen?
Durch die Explosion entsteht ein
Überdruck, der fortgeleitet wird und Strukturen wie Gefäße, Muskeln,
Sehnenscheiden, aber auch Knochen zerstören kann. Die Druckwelle, die im Rahmen
einer Explosion entsteht, kann an den Beugesehnen entlang bis in den
Karpaltunnel ziehen. Elastischeres Gewebe, zu dem Nerven zählen, kann überdehnt
und gequetscht werden. Im schlimmsten Fall wird die gesamte Anatomie samt ihrer
Strukturen durcheinandergebracht oder gar vollständig zerstört. Da
Feuerwerkskörper meist im Mittelhandbereich explodieren, ist oftmals dort der
größte Schaden zu verorten. Allerdings können auch Fingerstrahlen abgerissen
oder Fingerendglieder in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wie sollte man im Falle einer Verletzung durch Feuerwerkskörper reagieren?
Handverletzungen bedürfen einer
schnellen Versorgung, weshalb man schnellstmöglich die Rettung alarmieren
sollte. Derartige Verletzungen gehören in die Bereiche Rekonstruktive Chirurgie
und Handchirurgie und müssen genauestens abgeklärt werden. Selbst, wenn es sich
um vermeintlich sicheres, CE-zertifiziertes Feuerwerk handelt, kann es zu
schweren Traumata kommen, die entsprechend versorgt werden müssen. Die
Versorgung selbst ist abhängig von der Verletzungsform und muss individuell auf
den Betroffenen zugeschnitten werden.
Welche Folgen können Verletzungen durch Feuerwerkskörper an den Händen haben?
Im schlimmsten Fall verliert man
seine Hand und seinen Unterarm. Manchmal können einzelne Finger nicht gerettet
werden. Sind Nerven verletzt worden, kann das zu muskulärer Schwäche, Lähmung
oder chronischen Nervenschmerzen führen. Knochen und Gelenke, die massiv
beschädigt wurden, können versteifen.
Zu welchen Sicherheitsmaßnahmen raten Sie als Rekonstruktiver Chirurg für den Umgang mit Pyrotechnik?
Im Idealfall sollten nur Experten mit solchen Gegenständen hantieren, was vor allem an Silvester recht unrealistisch erscheint. Deshalb plädiere ich dafür, kaltes Wasser bereitzuhalten, falls es zu Verbrennungen kommt, nur nüchtern Feuerwerkskörper zu zünden, dies allerdings niemals in der Hand, sich die Gebrauchsanleitung genauestens durchzulesen und ausschließlich legale und geprüfte Pyrotechnik zu verwenden. Unsere Hände sind extrem gefährdet, allerdings besteht auch für den Rest des Körpers Verletzungsgefahr. Die Auswirkungen können verheerend sein und mit furchtbaren Folgeschäden einhergehen.
Was versteht man unter dem
„Cinderella-Eingriff“ oder der „Cinderella Procedure“?
Es handelt sich um einen Trend aus den USA, der vor
einigen Jahren aufkam und auch hierzulande von manchen Medizinern praktiziert
wird. Wer sich diesem Eingriff unterzieht, lässt sich die Füße so
„zurechtschneiden“, dass sie problemlos in High Heels passen und in offenen
Schuhen makellos aussehen.
Wie gestaltet sich eine solche Operation?
Je nach Beschaffenheit der Füße werden entweder die
Zehen mittels Entfernung eines Knochenstücks aus dem Zehengrundglied verkürzt
oder mithilfe eines Knochentransplantats, das z.B. aus dem Becken entnommen
wird, verlängert. Schmalere Zehen können durch Knochenteilentfernung oder
Gewebeentnahme hergestellt werden.
Das heißt, gesunde Füße werden aus
ästhetischen Gründen operiert?
So ist es. Es besteht keinerlei medizinische
Indikation, wie das z.B. bei der chirurgischen Behandlung des Hallux valgus oder
einer Arthrodese aufgrund von Arthrose der Fall ist.
Welche Folgen kann ein Cinderella-Eingriff
haben?
Von Wundheilungsstörungen über Knochenentzündungen
bis hin zu tauben Zehen. Es dauert Wochen bis Monate, bis man wieder normal
gehen und die Füße wieder voll belasten kann.
Würden Sie einen solchen Eingriff
durchführen?
Keinesfalls. Natürlich sieht mein Fachbereich auch
Operationen an körperlich völlig gesunden Menschen aus ästhetischen Gründen
vor. Aber es gibt Grenzen, weshalb ich etwa 30 Prozent aller Anfragen ablehne.
Ich bin in erster Linie Arzt und somit dem Wohl meiner Patienten und ihrer
Unversehrtheit verpflichtet. Es ist nicht meine Aufgabe, jeden Wunsch zu
erfüllen. Wer der Ansicht ist, ich sei ein Dienstleister, der jeder Erwartung
entsprechen muss, sollte sich an einen anderen Arzt wenden.
Es gibt durchaus gerade im ästhetischen
Bereich Mediziner, die fragwürdige Behandlungen durchführen. Was ist davon zu
halten?
Ein Land wie Österreich ist glücklicherweise nicht
mit anderen Regionen vergleichbar, in denen beispielsweise Po-Implantate,
„gemachte“ Füße, Riesenbrüste oder extrem operierte Gesichter zum guten Ton
gehören. Man denke nur an einen Herrn in England, der sich aufgrund einer Wette
Brustimplantate setzen ließ. Dennoch sind wir auch hier immer wieder mit
Anliegen konfrontiert, die jeder ärztlichen Ethik widersprechen. Ich persönlich
habe mir klare Grenzen gesetzt, die ich einhalte. Als Mediziner ist das, denke
ich, meine Pflicht, wenngleich in unserem Fachbereich nichts unmöglich scheint.
In den Medien liest man meist von extremen
Eingriffen und „Beauty Docs“, die diese anbieten. Sollte diesbezüglich ein
Umdenken stattfinden?
Als Facharzt für Plastische, Ästhetische und
Rekonstruktive Chirurgie habe ich eine sechsjährige Zusatzausbildung
durchlaufen. Ästhetik ist nur ein kleiner Teil des Ganzen, deshalb möchte ich
keinesfalls als „Beauty Doc“ bezeichnet werden. Es werden ständig sämtliche
Ärzte, die ästhetisch tätig sind, in einen Topf geworfen, weshalb viele
Patienten den Unterschied gar nicht kennen. Jeder Mediziner mit abgeschlossenem
Grundstudium darf sich Schönheitschirurg nennen, ohne Facharzt zu sein. Das
wird häufig verwechselt. Darauf sollte man auch im Rahmen jeder
Berichterstattung eingehen.
Welche Patienten dürfen Ihrer Meinung nach
keinesfalls ästhetisch behandelt werden?
Menschen mit extrem unrealistischen Vorstellungen in
Bezug auf das Ergebnis sowie jene, die unter einer Dysmorphophobie, also einem
gestörten Selbstbild leiden. Diese müssen sich Hilfe bei einem Psychologen
suchen, da sie niemals zufriedenzustellen wären und außerdem betreut werden sollten.
Wir sind auch psychologisch ausgebildet und merken relativ schnell, ob ein
Patient aus freien Stücken eine Behandlung durchführen lassen möchte und nach
derselben glücklicher wäre oder nur versucht, tiefsitzende Probleme zu lösen,
die ein ästhetischer Eingriff niemals lösen könnte.
Was halten Sie vom neuesten Trend, sich die
Nase chirurgisch optimieren zu lassen, um auf Selfies makelloser auszusehen?
Dieser zeigt, wie beeinflussbar gerade junge Menschen sind und in welch fragwürdige Richtung es in unserer Zeit geht. Ein Selfie entspricht niemals der Realität, weshalb viele denken, ihre Nase wäre zu groß oder hässlich. Ähnlich verhält es sich mit Männern, die ihren Penis für zu klein und zu unzureichend halten. Sie schauen von oben darauf herab, entwickeln Komplexe und denken über eine Penisvergrößerung nach. Was die Nasenproblematik angeht, ist das unserem Zeitgeist geschuldet. Für viele junge Menschen ist es von enormer Wichtigkeit, in sozialen Medien gut rüberzukommen. Das sollte man als verantwortungsvoller Arzt keinesfalls unterstützen.
Botox ist die Abkürzung bzw. der umgangssprachliche
Ausdruck für Botulinum Toxin A, ein zweikettiges Protein, bei dem es sich um
ein für den Menschen toxisches Stoffwechselprodukt des Bakteriums Clostridium
botulinum handelt.
Das heißt, es handelt sich um ein Gift?
Wenn es überdosiert wird, wirkt es als Gift. In richtiger Dosierung wirkt es als nicht als Gift, sondern entfaltet seine Wirkung wie jedes andere Pharmazeutikum auch.
Warum sollte man sich eine potentiell so
gefährliche Substanz verabreichen lassen?
Man muss hier ganz klar unterscheiden. Viele
Menschen verbinden Botox mit Botulismus, einer Vergiftung, die man sich z.B.
beim Verzehr von verdorbenem Fleisch zuziehen kann, auf dem Botulinum Toxin auf
natürliche Weise entstanden ist. Ich injiziere Botox, bei dem es sich um ein
unter strengsten Auflagen chemisch hergestelltes Produkt handelt, lokal in den
Muskel, d.h. das Gift gelangt nicht in den Blutkreislauf und wird nicht oral
verabreicht. Im ästhetischen Bereich spritzen wir verschwindend geringe Mengen,
die zwar Einfluss auf die behandelte Muskulatur haben, aber den Rest des
Körpers nicht tangieren. Selbstverständlich gehört die Substanz in kundige
Hände und sollte nur von Fachpersonal angemischt und verabreicht werden. Jeder
Patient ist vor einer Behandlung umfassend aufzuklären.
Wie gestaltet sich die Wirkungsweise?
Botox blockiert die Freisetzung des
Neurotransmitters Acetylcholin, der für die Muskelbewegung verantwortlich ist.
Wird es also in den Muskel gespritzt, lähmt es die Skelettmuskulatur. Dies
führt zu völliger Muskelentspannung, da die Erregungsübertragung der Nerven auf
die Muskulatur gehemmt wird.
Besteht da nicht die Gefahr, völlig
unnatürlich auszusehen, wenn man sich die Substanz in die Gesichtsmuskeln
verabreichen lässt?
Natürlich kann das passieren, wenn unerfahrene
Mediziner zu viel injizieren oder die „falsche Stelle“ einspritzen. Hängende
Augen- oder Mundpartien sind in diesen Fällen möglich. Man darf eine
Muskellähmung nicht unterschätzen und die Wirkung von Botox sowieso nicht. Wer
genügend Erfahrung hat und die nötige Menge abschätzen kann, erreicht mit
Botulinum Toxin genau das, was der Patient sich wünscht – ein natürliches, aber
frischeres Aussehen, das bis zu sechs Monate anhalten kann.
Welche Bereiche eignen sich für die
ästhetische Behandlung mit Botox?
Stirn- und Nasenfalten, Kinnfältchen, Krähenfüße
sowie die Längsfalten am Hals. Außerdem der Bereich zwischen den Augen, die so
genannte Glabella- oder Zornesfalte.
Sieht man das Ergebnis sofort?
Nein. Es dauert etwa drei bis acht Tage, ehe man
einen Effekt sieht und kann bis zu 14 Tage dauern, ehe die volle Wirkung
einsetzt.
Kann man den Effekt rückgängig machen?
Nein, anders als bei Hyaluronsäure, die man bei
Bedarf mit einem Enzym (Hyaluronidase) auflösen kann, muss man im Falle von
Botox zuwarten, bis es sich vollständig abgebaut hat. Das kann bis zu sechs
Monate dauern.
Kommt Botox ausschließlich im ästhetischen
Bereich zu Anwendung?
Nein. Botox ist auch als Medikament anerkannt und
kommt bei Muskelkrämpfen ebenso zum Einsatz wie bei Migräne oder krankhaftem
Schwitzen. Des Weiteren kann es
ultraschallgezielt bei extremen Muskelverspannungen wie dem Piriformis-Syndrom, der Pudendusneuralgie oder chronischen Nackenverspannungen zur Anwendung
kommen. Fokale Dystonie, Spastizität, Krämpfe nach Schlaganfällen, Lid- und
Gesichtskrämpfe und Inkontinenz sind ebenfalls Bereiche, in denen sich Botox
bewährt hat. Es handelt sich um ein vielseitiges Mittel, das zu Unrecht einen
schlechten Ruf hat, nachdem in den Medien in erster Linie von „verpfuschten,
unbeweglichen Gesichtern“, die aufgrund eines Zuviel an Botox entstanden sind,
berichtet wird.
Injizieren Sie
Botox jedem Patienten, der sich das wünscht?
Nur dann, wenn ich es für sinnvoll halte. Des Weiteren behandle ich keine Schwangeren und Stillenden, um sicherzugehen, dass keine Gefahr für das Baby entsteht. Wie gesagt, für Erwachsene ist Botox bei Injektion in den Muskel völlig unbedenklich, aber ich würde niemals das Risiko eingehen, ein Ungeborenes oder ein Stillkind zu gefährden. Zumal keinerlei Studien existieren, die beweisen, dass Botox oder auch Hyaluronsäure für Schwangere oder Stillende völlig unbedenklich sind. Entscheiden muss das jeder Mediziner für sich, für mich ist es ein klares No-Go.
Was versteht man unter Hyaluronsäure bzw.
worum handelt es sich dabei?
Hyaluronsäure ist zum einen ein körpereigener
Stoff, nämlich ein Bestandteil des Bindegewebes, der Bandscheiben oder unserer
Knorpel, zum anderen ein chemisch hergestelltes Material, das in der Medizin
zum Einsatz kommt und mittels Injektion verabreicht werden kann. Die Substanz
findet sich außerdem in Kosmetikprodukten wie Cremes oder Seren, aber auch in
Nahrungsergänzungsmitteln.
Wird Hyaluronsäure ausschließlich zu
ästhetischen Zwecken injiziert?
Nein. In der Orthopädie kommt sie beispielsweise schon
lange als „Schmiermittel“ zum Einsatz. Leidet ein Patient unter Arthrose, kann
speziell dafür hergestellte Hyaluronsäure ins Gelenk gespritzt werden, was zu
einer Schmerzlinderung führt. Sie verbleibt dort einige Wochen bis Monate und
lindert die Symptome. Vor allem im Falle von Knieschmerzen hat sich
Hyaluronsäure als hilfreich erwiesen. Die Grunderkrankung wird dadurch nicht
behandelt, aber die Symptome können verbessert werden. Sie hilft außerdem im
Falle von Sehnenentzündungen.
Welche Funktion hat sie in der ästhetischen
Medizin?
In unserem Fachbereich fungiert sie als Filler,
also als Material zum Auffüllen. Das heißt, wir können damit Unebenheiten und
Falten behandeln, nicht-chirurgische Nasenkorrekturen durchführen oder das
Lippenvolumen vergrößern. Hyaluronsäure bindet Wasser, durchfeuchtet die Haut
und lässt sie praller und frischer wirken.
Wie gestaltet sich eine solche Behandlung?
Zunächst einmal ist es vom Behandlungsareal
abhängig, welches Produkt zum Einsatz kommt und welche Behandlungsweise
indiziert ist. Bei Hyaluronsäure spielen Vernetzungsgrad und Viskosität eine
große Rolle. Ich verwende ausschließlich auflösbare Filler, die zwischen vier
Monate und zwei Jahre im Körper verbleiben können. Das ist individuell
verschieden und kann nicht wirklich seriös vorausgesagt werden. Ich injiziere
entweder spitz, also mit einer kurzen scharfen Nadel direkt ins zu behandelnde
Areal oder stumpf. In diesem Falle steche ich einen Eintrittsbereich vor, der
das Einbringen einer stumpfen Kanüle ermöglicht. Diese ist etwas länger und
schont das Gewebe, wenn man in die Tiefe geht oder großflächiger behandelt. Es
entstehen weniger Blutergüsse und Schwellungen.
Ist eine solche Behandlung nicht sehr
schmerzhaft?
Selbstverständlich sind Einstiche niemals angenehm,
aber da es Hyaluronsäureprodukte gibt, die mit einem Betäubungsmittel, nämlich
Lidocain, versetzt sind, und für alle anderen Fälle die Möglichkeit besteht,
das Behandlungsareal mittels Lokalanästhesie oder Betäubungscreme „in Schlaf“
zu versetzen, sind Filler-Injektionen recht erträglich. Das ist natürlich auch
vom persönlichen Schmerzempfinden und dem Bereich, in den gestochen wird,
abhängig. Ich versuche immer, meinen Patienten die Behandlung so angenehm wie
möglich zu gestalten.
Welche Komplikationen können auftreten?
Rötungen und Blutergüsse sind, je nach Veranlagung,
völlig normal und können reduziert oder verhindert werden, indem man das
behandelte Areal nach erfolgter Injektion kühlt. Es gibt allerdings Patienten,
die mit Komplikationen wie Knotenbildung oder Verhärtungen reagieren, was ich
glücklicherweise bisher kaum erlebt habe. Die Produkte, die ich verwende, kenne
ich seit Jahren und weiß, welch gute Qualität sie besitzen. Ich erlebe
allerdings immer wieder, dass Patienten zu mir kommen, die bei anderen
Medizinern waren und das injizierte Produkt nicht vertragen. Wenngleich die
Möglichkeit besteht, Hyaluronsäure mit einem Enzym aufzulösen, schicke ich die
Betroffenen zum Erstbehandler zurück. Zum einen, weil ich nie wissen kann,
welche Hyaluronsäure verwendet wurde, zum anderen, weil die Hyaluronidase auch
das körpereigene Hyaluron auflöst und sie somit möglichst nicht oder nur im
Notfall zum Einsatz kommen sollte.
Was sollte man nach einer solchen Behandlung
beachten?
Kosmetikbehandlungen sind für einige Tage tabu, des Weiteren sollte man auf Sport, Sauna und Solarium verzichten. Im Falle von Asymmetrien, die hin und wieder vorkommen und erst nach einigen Tagen sichtbar werden können, kann man selbstverständlich „nachjustieren“.
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