„Eigenfett als Gelenkschmiere“
Dr. Veith Moser berichtet in der aktuellen Ärzte Woche über die autologe Fett-Transplantation, die zur Behandlung der degenerativen Gelenkerkrankung Arthrose eingesetzt werden kann.
Dr. Veith Moser berichtet in der aktuellen Ärzte Woche über die autologe Fett-Transplantation, die zur Behandlung der degenerativen Gelenkerkrankung Arthrose eingesetzt werden kann.
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Rhinoplastik?
Bei einer Rhinoplastik handelt es sich um eine chirurgische Nasenkorrektur. Die äußere Nase wird im Rahmen einer Operation den Wünschen des Patienten entsprechend angepasst bzw. korrigiert.
Welche Beweggründe haben Menschen, die ihre Nase korrigieren lassen möchten?
Das ist unterschiedlich. Ob Höcker, Dellen, Asymmetrien, Verformungen durch Unfälle, zu denen Sattel- oder Schiefnasen gehören, eine zu breite Nasenspitze oder eine zu große Nase – Patienten mit einem Korrekturwunsch haben ein ganz spezielles Bild von diesem Organ, das ihrer Meinung nach dringend einer Korrektur bedarf. Schließlich befindet es sich für jedermann sichtbar mitten im Gesicht.
Ist aus ärztlicher Sicht jeder Wunsch nachvollziehbar?
Ich persönlich nehme jeden meiner Patienten ernst und versuche, derartige Wünsche nachzuvollziehen. Allerdings führe ich keine Korrektureingriffe an einer Nase durch, die perfekt in ein Gesicht passt. Manche Menschen haben eine gestörte Selbstwahrnehmung, weshalb ihnen ein Eingriff nicht helfen würde. Es wäre fahrlässig, solche Patienten zu operieren.
Kann eine Rhinoplastik aus medizinischen Gründen empfehlenswert sein?
Es gibt Patienten, die unter einer Nasenscheidewandverkrümmung, medizinisch Septumdeviation, leiden, die durchaus Probleme machen kann. Während die meisten Menschen keinerlei Einschränkungen haben, sind andere von Atemproblemen betroffen. Bei denen empfiehlt es sich, diese Problematik im Rahmen der Operation zu beseitigen. Die Rhinoplastik selbst bezieht sich aber nur auf das äußere Erscheinungsbild der Nase. Werden das Innere und das Äußere der Nase korrigiert, handelt es sich um eine Septorhino-Plastik. Bei der reinen Septorhino-Plastik handelt es sich meist nicht um eine ästhetische Operation. Ist sie aus funktionellen Gründen notwendig, wird sie von der Krankenkasse übernommen.
Ist das Ergebnis sofort sichtbar?
Nein. Es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis es sich vollständig entfaltet. Deshalb ist Geduld das Um und Auf. Nicht selten sind Patienten enttäuscht, da sie sich vorstellen, dass sie nach einigen Wochen ihre „Traumnase“ im Gesicht haben. Deshalb muss man diesbezüglich genauestens aufklären und darf keine falschen Erwartungen wecken.
Warum sollte man Vertreter Ihrer Fachrichtung aufsuchen und nicht zum Beispiel einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt?
Ich schicke meine Patienten nach dem Erstgespräch ohnehin zum HNO-Arzt und führe chirurgische Nasenkorrekturen ausschließlich in Zusammenarbeit mit einem Vertreter dieser Fachrichtung durch. Plastische Chirurgen lernen im Rahmen ihrer Ausbildung, die Nase als Ganzes zu betrachten, als Pyramide, die sich aus Knochen, Knorpel und Haut zusammensetzt. Die kleinste Veränderung kann extreme Auswirkungen haben. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt muss im Vorfeld feststellen, ob Erkrankungen der Atemwege oder Anomalien vorliegen und kennt die Anatomie der Nase naturgemäß besser als jede andere Fachrichtung. Allerdings liegt die chirurgische Expertise meist bei Fachärzten für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. Das Ästhetik-OP-Gesetz regelt seit einigen Jahren ohnehin ganz klar, dass HNO-Ärzte nur dann Nasen korrigieren dürfen, wenn sie über die entsprechende Expertise bzw. Praxis im OP verfügen.
Wie gestaltet sich der Eingriff?
Die Technik ist davon abhängig, was ich korrigieren möchte. Ich kann über die Nasenlöcher hineingehen, was natürlich mit einer eingeschränkten Sicht auf die Nasenspitze einhergeht. Die offene Form der Rhinoplastik beinhaltet einen Schnitt am Nasensteg, also zwischen den Nasenlöchern. Beide Methoden gehen mit einer chirurgischen Ablösung von Haut und Schleimhaut im Naseninneren einher, um das Knorpel- und Knochengerüst freizulegen. Danach beginne ich mit der eigentlichen Korrektur bzw. der Knochen- und Knorpelmodellierung.
Handelt es sich um ein „bleibendes Resultat“?
Das kann man nie genau sagen. Die Entwicklung, die eine korrigierte Nase nimmt, ist biologischen Gegebenheiten geschuldet. Schließlich werden Knochen gebrochen und mitunter Knorpeltransplantate eingebracht. In manchen Fällen entsteht im Laufe der Jahre ein neuer Höcker oder es kommt erneut zu Unebenheiten. Man sollte genau abwägen, ob man diesen Weg auf sich nimmt und sich in die Hände erfahrener Mediziner begeben. Eine Nasenkorrektur, die zu einem Dumpingpreis angeboten wird, kann keinesfalls unter für Patienten sicheren Bedingungen stattfinden.
Wie geht es nach erfolgter Rhinoplastik weiter?
Meine Patienten bleiben mindestens eine Nacht im Spital, manche bis zu drei Tage. Nicht zuletzt deshalb, da nach der Operation oft Tamponaden in die Nase eingebracht werden, die sie keinesfalls selbst entfernen dürfen. Sie tragen für eine Woche einen Gips und sollten in dieser Zeit den Kopf hochlagern. Sport und große Anstrengungen sind nach dem Eingriff erst einmal nicht erlaubt.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter fokaler Dystonie?
Es handelt sich bei dieser Erkrankung, die auch Musikerkrampf, Beschäftigungsneurose oder Beschäftigungskrampf genannt wird, um eine neurologische Störung, die beim Ausführen bestimmter feinmotorischer Bewegungen auftritt. Übt ein Musiker beispielsweise am Klavier ein sehr anspruchsvolles Stück oder führt ein Chirurg immer wieder bestimmte komplexe Bewegungen aus, können plötzlich Muskelkontraktionen auftreten. Diese führen zu Schmerzen und dazu, dass eine Hand oder beide Hände dem Betroffenen nicht mehr gehorcht bzw. gehorchen.
Betrifft das den gesamten Bewegungsapparat?
Nein, das faszinierende an der fokalen Dystonie ist, dass andere Bewegungen oder Tätigkeiten ohne Probleme durchführbar sind und sie sich auf eine bestimmte Körperregion beschränkt. Davon Betroffene sind also nicht mehr in der Lage, ihren Beruf auszuüben, weil ihre Muskeln krampfen oder bestimmte Bewegungsabläufe nicht mehr zulassen.
Wie entsteht diese Erkrankung?
Man vermutet, dass hochkomplexe Bewegungen, die stundenlang ausgeführt werden, eine pathologische Störung des Gehirns auslösen können. Genau sagen lässt sich aber nicht, wie die fokale Dystonie entsteht.
Inwiefern fällt die fokale Dystonie in Ihren Fachbereich?
Ich arbeite viel mit Botulinum Toxin, das ich nicht nur gegen Falten, sondern auch als Medikament anwende. Botox kann Muskeln stilllegen und somit das Auftreten ständiger Muskelkrämpfe bei der Durchführung bestimmter Bewegungsabläufe unterbrechen. Das Gift blockiert jene Neurotransmitter, die für die Bewegungsabläufe verantwortlich zeichnen, was die Muskeln zum Erschlaffen bringt.
Ist die Wirkung dieser Injektionen von Dauer?
Nein, Botox baut sich nach spätestens sechs Monaten vollständig ab, allerdings ist das individuell verschieden. Dann stellt sich der muskuläre Normalzustand wieder ein und die Therapie muss erneut durchgeführt werden. Manche Patienten bilden Antikörper gegen das Medikament, weshalb sie von Botoxinjektionen nicht mehr profitieren können.
Wie stellen Sie sicher, dass Sie den Muskel erwischen, der tatsächlich betroffen ist?
Mit Hilfe des hochauflösenden Ultraschalls. Bei Bestehen einer fokalen Dystonie ist es von enormer Wichtigkeit, den Muskel stillzulegen, der sich verkrampft. Dies ist ultraschallgezielt möglich. Botox wirkt nach zehn bis 14 Tagen und sorgt dafür, dass es nicht zu einer erneuten Verkrampfung kommt.
Ist Botox die einzige Möglichkeit, die Erkrankung zu therapieren?
Ich empfehle meinen Patienten neben der Injektion eine Konsultation beim Neurologen. Dieser kann Betroffene „umschulen“. Im Rahmen eines Retrainings können abgeänderte Bewegungsprogramme erlernt und somit Muskelkrämpfe verhindert werden.
Eignet sich Botox ausschließlich zur Therapie dieser muskelbedingten Erkrankung?
Botox kann überall dort eingesetzt werden, wo muskuläre Probleme bestehen und Injektionen nicht dazu führen, dass Bewegungsabläufe stark beeinträchtigt werden. Es eignet sich zum Beispiel zur Therapie von Lid- und Gesichtskrämpfen, kann schlaganfallbedingte Krämpfe lindern, chronische Nackenverspannungen verbessern und Epileptikern helfen. Dieses Medikament ist vielseitig einsetzbar und in den Händen von Experten eine perfekte Möglichkeit, die Lebensqualität von Patienten nachhaltig zu verbessern.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man – medizinisch gesehen – unter einer Verbrennung?
Entsteht durch die Einwirkung von Hitze, UV-Strahlung oder ionisierender Strahlung eine Schädigung von organischem Gewebe, sprechen wir als Mediziner von einer Verbrennung. Dafür können heiße Gegenstände ebenso verantwortlich zeichnen wie Flüssigkeiten, Feuer oder Explosionen, Gase oder Dämpfe, Strom oder Reibung, aber auch die Sonne. Ein Sonnenbrand gilt ebenso als Verbrennung wie eine Verbrühung. Unsere Haut hält großer Hitze nur bedingt Stand, weshalb sie vor solchen Verletzungen geschützt werden muss – und sei es nur mittels Sonnencreme. Verbrennungen können in manchen Fällen auch innerlich entstehen, wenn man z.B. heiße Dämpfe oder Gase einatmet.
Das heißt, die Haut reagiert unterschiedlich auf Hitze?
So ist es. Zum einen kommt es auf die Temperatur an, mit der sie konfrontiert ist, zum anderen spielt der Aggregatzustand diesbezüglich eine große Rolle. Außerdem ist entscheidend, wie lang der Kontakt zwischen Haut und Hitze bestand. Heiße Flüssigkeiten zum Beispiel können enormen Schaden anrichten, wenn sie auf Kleidung treffen, die nicht schnell genug ausgezogen werden kann. Da geht es oft um Sekunden. Die Sonne wiederum braucht in manchen Fällen mehrere Stunden, bis sie schwere Verbrennungen hinterlässt.
Welche Hautreaktionen sind medizinisch bekannt?
Da die Haut dreischichtig aufgebaut ist, reichen die Verbrennungsgrade von oberflächlich bis zum schwersten Grad, der als Verkohlung bezeichnet wird. Der erste Grad geht mit Rötungen, leichten Schwellungen und Schmerzen einher und betrifft nur die Epidermis, die erste Hautschicht. Grad zwei bezieht sich auf Epidermis und Dermis, die zweite Hautschicht, ist mit Blasenbildung mit rot-weißem Grund und starken Schmerzen vergesellschaftet und heilt entweder vollständig (Grad 2a) oder mit Narben (2b, wenn die tiefe Dermis beteiligt ist) ab. Der dritte Grad wiederum geht bis in die Dermis und Subkutis, die dritte Hautschicht, die schwarz-weiße Nekrosen und Blasen bilden. Die Schmerzen sind gering, da die Hautnerven zerstört werden. Für Grad vier, die Verkohlung, ist die Zerstörung aller Hautschichten und der darunter liegenden Strukturen charakteristisch.
Wie sollte man im Falle einer Verbrennung reagieren?
Eine Verbrennung ersten Grades kann mittels Kühlung behandelt werden. Bei Sonnenbrand ist Topfen empfehlenswert, des Weiteren helfen kühles Wasser oder kühlende Salben. Die Haut sollte nicht gereizt werden und beruhigt sich erfahrungsgemäß nach einiger Zeit wieder. Ab Verbrennungsgrad zwei, der mit Blasenbildung und Schmerzen einhergeht, sollte man einen Arztbesuch in Erwägung ziehen. Generell ist es empfehlenswert, Blasen nur von Medizinern unter sterilen Bedingungen öffnen zu lassen, schon um Infektionen oder Narbenbildungen vorzubeugen.
Was raten Sie Menschen, die von einer Verbrennung betroffen sind bzw. jenen, die ein Brandopfer erstversorgen müssen?
Kühlen ist das Um und Auf. Das Wasser, das dafür verwendet wird, sollte nicht kälter oder wärmer als zwanzig Grad und sauber sein. Es gibt eine einfache Faustregel: 20 Minuten und 20 Grad kaltes Wasser. Vor allem bei großflächigen Verbrennungen und bei Kindern muss darauf geachtet werden, eine systemische Unterkühlung zu vermeiden. Fachärzte für Plastische Chirurgie lernen im Rahmen ihrer Ausbildung, wie man Brandwunden versorgt. Im Idealfall sucht man also einen Experten aus diesem Bereich auf. Je nach Zustand des Brandopfers muss die Rettung alarmiert werden – vor allem dann, wenn sich die Verbrennung im Halsbereich befindet. Kleidung, die mit der Haut verklebt ist, darf keinesfalls entfernt werden. Vielmehr sollte man die betroffenen Stellen mit Tüchern sauber abdecken und möglichst nicht berühren.
Wie werden Brandverletzungen medizinisch versorgt?
Das ist vom Schweregrad, der Größe des Areals und dem Areal selbst abhängig. Die Möglichkeiten reichen von einer Öffnung der Brandblasen inklusive Entfernung der Oberhaut und einer Versorgung mit Salben inklusive steriler Abdeckung bis hin zu Hauttransplantationen. Als erfahrener Chirurg sehe ich auf den ersten Blick, welche Behandlungsform indiziert ist. Man sollte solche Wunden innerhalb von 24 Stunden fachärztlich begutachten lassen, um Folgeschäden zu vermeiden. Unsere Haut kann bestimmte Verletzungen nur schwer verzeihen, weshalb man nicht selten ein Leben lang von Verbrennungen gezeichnet ist.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Migräne?
Migräne gehört zu den häufigsten Kopfschmerzformen, von der ungefähr zehn Prozent aller Österreicher betroffen sind. Sie wird in die Kategorie primär eingeteilt, was bedeutet, dass der Schmerz selbst als Erkrankung bezeichnet werden kann und unklarer Ursache ist.
Wie äußert sich diese Kopfschmerzform?
Sie tritt in unregelmäßigen Abständen auf, ist pulsierend, anfallartig und meist einseitig. Oftmals beginnt ein Anfall morgens und kann sich über mehrere Tage hinziehen. Begleiterscheinungen wie Geruchs-, Geräusch und Lichtempfindlichkeit, mangelnder Appetit, Übelkeit und Erbrechen sind keine Seltenheit. Manche Betroffene sind mit einem Symptomenkomplex, der so genannten Aura, konfrontiert, der sich während des Migräneanfalls, manchmal auch vorher, manifestiert.
Inwieweit hat Ihre Fachrichtung mit Migränepatienten zu tun?
Der Fachbereich Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie sowie Nervenchirurgie setzt sich seit Jahren mit dieser Kopfschmerzform auseinander – und zwar sowohl konservativ, als auch chirurgisch. Ich betreue viele Migränepatienten und die Zufriedenheitsrate ist sehr hoch.
Wie behandeln Sie Migräne konservativ?
Mittels Botox, genauer gesagt Botulinumtoxin A. Dieses Nervengift wird unter anderem zur Faltenglättung eingesetzt, aber auch medizinisch angewendet. Es hemmt die Erregungsübertragung der Nerven auf die Muskeln – im Falle von Migräne jener Muskeln, die bestimmte Nerven so extrem zusammendrücken, dass die Patienten Schmerzen haben. Nicht jeder Patient kann von Botox profitieren, aber ich empfehle immer, es auszuprobieren. Manche Migräniker sind bis zu sechs Monate schmerzfrei, bei anderen wiederum reduziert sich die Anfallsanzahl oder die Schmerzen werden deutlich gelindert.
Welche chirurgischen Maßnahmen stehen zu Verfügung?
Vor einigen Jahren wurde die Durchtrennung des Musculus corrugator supercilii als Migräne-Operation etabliert. Dieser Muskel ermöglicht es jedem Menschen, die Stirn zu runzeln oder böse zu schauen. Nachdem sich einige Patienten diesen durchtrennen ließen, um Falten zu reduzieren, kam man durch Zufall drauf, dass die OP außerdem Migräne lindern oder eliminieren kann. Inzwischen ist klar, dass dieser Eingriff keine wirklich gute Lösung darstellt. Als Rettungsoperation für Patienten, für die alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und die massiv leiden, hat sich eine Nervenbefreiung als Option herausgestellt. Ich bin Nervenchirurg, deshalb gehe ich davon aus, dass manche Nerven durch Blutgefäße und Muskeln im Schläfen- oder Nackenbereich sowie an der Stirn eingeengt werden. Deshalb entferne ich im Rahmen einer Operation Muskelanteile, um sie zu befreien.
Wie diagnostizieren Sie die genannten Einengungen?
Zum einen ist das Ansprechen auf Botox in bestimmten Bereichen ein Indiz dafür, dass der Eingriff indiziert ist. Zum anderen schauen wir uns kleinste Nervenäste mittels hochauflösendem Ultraschall an und betäuben sie bei Bedarf mit einer Lokalanästhesie, die einer Spritze beim Zahnarzt gleicht. Sind die Patienten mindestens zwei Stunden schmerzfrei, spricht das für einen OP-Erfolg.
Was raten Sie Patienten, die unter Migräne leiden?
Da die Erkrankung nicht nur die Lebensqualität massiv einschränkt, sondern sich auch auf das Berufsleben negativ auswirken kann, ist Botox eventuell eine Option. Es kann Migräne nicht verschlimmern, sondern im schlechtesten Fall nicht oder kaum wirken. Allerdings hält es für Patienten, die gut oder sehr gut darauf ansprechen, einen Riesenbenefit bereit. Nicht zuletzt deshalb, da es bis zu sechs Monate anhalten kann und in vielen Fällen die Einnahme von Medikamenten überflüssig macht. Es hat keinerlei Nebenwirkungen und sollte nur in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht zur Anwendung kommen.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Sie sind einer von sieben allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Ihres Fachbereichs in Wien. Seit wann gehen Sie dieser Tätigkeit nach?
Ich bin seit 2013 Sachverständiger für die Bereiche Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, insbesondere für Hand- und Nervenchirurgie. Die Zertifizierung ist immer fünf Jahre lang aufrecht und ich habe sie kürzlich erneuert.
Mit welchen Aufgaben ist diese Tätigkeit verbunden?
Ich fungiere als medizinischer Sachverständiger oder Gutachter, werde also beispielsweise von Gerichten, Versicherungen oder Privatpersonen um meine Expertise gebeten. Dabei kann es sich um Operationen handeln, die nach Meinung der Patienten nicht lege artis, also nach den Regeln der ärztlichen Kunst, durchgeführt wurden, aber auch um Verletzungsfolgen, die z.B. die Arbeitsfähigkeit Betroffener einschränken und von Versicherungen oder Arbeitgebern nicht anerkannt werden. Des Weiteren werden Schmerzperioden durch Sachverständige eingeschätzt. Meistens handelt es sich um zivilrechtliche Belange, in seltenen Fällen werden strafrechtliche Fälle behandelt.
Das heißt, Sie beurteilen den Zustand der Betroffenen oder Patienten?
Genau. Sie wenden sich entweder direkt an mich oder ich werde als Sachverständiger vom Gericht bestimmt. Außerdem werde ich sehr oft von Anwälten beauftragt. Liegt meinerseits kein Interessenskonflikt vor, übernehme ich den Fall. Zu diesem Zweck prüfe ich sämtliche Unterlagen und bestelle denjenigen oder diejenige zur Begutachtung in meine Ordination ein. Nach einem ausführlichen Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung. All das wird genau dokumentiert.
Welche Kriterien spielen für ein Gutachten eine Rolle?
Je nach Stand der Dinge bzw. Fall erhebe ich den Gesundheitszustand und Vorerkrankungen, schaue mir mögliche Folgen einer Fehlbehandlung an und untersuche die Patienten auf Schäden oder seltener auf Behandlungsfehler. Des Weiteren muss ich ermitteln, ob Betroffene umfassend aufgeklärt wurden und ob es sich tatsächlich um einen Behandlungsfehler oder ein subjektiv empfundenes unbefriedigendes Ergebnis handelt.
Müssen Sie Ihre Ergebnisse auch vor Gericht erörtern?
Durchaus. Wenn es zur Verhandlung kommt und ein schriftliches Gutachten allein nicht ausreicht, bin ich verpflichtet, meine Ergebnisse verständlich und schlüssig darzulegen und bei Bedarf Fragen zu beantworten.
Mit welchen Anliegen wendet man sich beispielsweise an Sie als Gutachter?
Das ist ganz unterschiedlich. Eine Patientin hatte zum Beispiel nach einem Unfall Probleme im Bereich ihrer Hand, da das Daumensattelgelenk in Mitleidenschaft gezogen worden war, und konnte ihren Beruf nicht mehr vollständig ausüben. Dies musste im Rahmen eines Gutachtens medizinisch bewiesen werden. Ich erstelle allerdings nicht nur Gutachten zu hand- oder nervenchirurgischen Problemen, wie der Fall eines jungen Mannes zeigt, der sich einer Penisvergrößerung unterzogen hatte und mit dem Ergebnis unzufrieden war.
Was gefällt Ihnen an dieser Tätigkeit?
Als Gutachter muss ich neutral bleiben und objektiv bewerten. Ich kann meine Expertise einbringen, mich weiterentwickeln. Das ist mir nicht nur in praktischer Hinsicht ein Anliegen, sondern auch im theoretischen Bereich. Die Arbeit eines Sachverständigen ist abwechslungsreich und spannend. Sie gibt mir die Möglichkeit, die Perspektive zu wechseln und Betroffenen auf Basis meiner Erfahrungen zu helfen.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter einer Lappenplastik?
Lappenplastiken fallen in den Bereich Rekonstruktive Chirurgie und dienen dazu, größere Hautdefekte oder Gewebedefizite am ganzen Körper zu verschließen und somit verloren gegangenes Eigengewebe zu ersetzen. Sie können zum einen aus Haut und dem darunter liegenden Gewebe bestehen, aber auch Faszien, Muskeln, Knorpel und/oder Knochen enthalten. Dabei spielt die Durchblutung eine maßgebliche Rolle, da sie ein Absterben verhindert und mit einbezogen werden muss. Deshalb gibt es Lappen, die „gestielt“ sind, also einen Stiel enthalten, der von einer Arterie oder Vene gebildet wird.
Wann ist eine Lappenplastik medizinisch indiziert?
Wenn Gewebedefekte durch eine direkte Naht nicht mehr verschlossen werden können, also im Falle von Verletzungen, Verbrennungen oder Wundheilungsstörungen, aber auch nach Narben- oder Tumorentfernungen. Manchmal ist eine lokale Defektdeckung angezeigt, für die uns verschiedenste Möglichkeiten zu Verfügung stehen.
Welche Form des Defektverschlusses mittels Lappenplastik führen Sie regelmäßig durch?
Ich sehe sehr häufig Patienten, die von Hautkrebs betroffen sind. Dazu zählt das Basaliom, das als häufigste Tumorerkrankung des Menschen gilt. Es entwickelt sich an sonnenexponierten Stellen, also meist im Gesicht oder auf der Kopfhaut. Da in vielen Fällen nach der Entfernung die Schnittränder nicht tumorfrei sind, was nach einer histologischen Untersuchung offenkundig wird, muss nachgeschnitten werden. Wir haben in Bezug auf Hautkrebs klare Richtlinien, was die Größe des Bereichs angeht, in der Gewebe entfernt werden muss. Die Lappenplastik nach Limberg hat sich diesbezüglich sehr bewährt. Mit dieser eleganten Methode lassen sich große Löcher, die nach einer Hautkrebsentfernung oder aus anderen Gründen entstanden sind, elegant verschließen.
Wie funktioniert die genannte Methode?
Der Limberg-Lappen gilt als eine Sonderform des Schwenklappens. Das heißt, man entnimmt kein Gewebe von einer anderen Stelle, sondern wendet eine rautenförmige Schnitttechnik an, die es uns erlaubt, die Haut so zu verschieben, dass der Defekt verschlossen wird. Wir sind dank dieser Technik in der Lage, das erkrankte bzw. defekte Areal zu entfernen und gleichzeitig das entstandene „Loch“ mit Hilfe der eigenen Haut wieder zu verschließen, indem diese in den Defekt geschwenkt und alles entsprechend vernäht wird.
Welche Vorteile bietet diese Technik?
Dank dieses Verfahrens lassen sich, z.B. im Falle von Hautkrebs, das erkrankte Gewebe und der entstandene Gewebedefekt gleichzeitig chirurgisch behandeln. Dadurch muss den Betroffenen kein Gewebeblock an anderer Stelle entnommen werden, um damit den Defekt zu decken. Sie erholen sich rascher und können den Eingriff bei Bedarf ambulant durchführen lassen.
Welche Methode kommt zur Anwendung, wenn z.B. eine Narbe im Gesicht korrigiert werden soll?
Für solche Fälle hat sich die so genannte Z-Plastik bewährt, eine Technik, die die Verlagerung zweier ineinandergreifender dreieckiger Lappen beinhaltet. Man schneidet z-förmig und verschiebt die beiden dabei entstandenen Lappen gegeneinander. Dadurch kann ein Längengewinn erzielt werden, was vor allem im Falle von eingezogenen Narben extrem hilfreich ist. Die Haut erhält dank dieser Technik mehr Spielraum und wird flexibler. Salopp gesagt entstehen zwei nebeneinander liegende Dreiecke, die ihre Position miteinander tauschen.
Lässt sich allgemein sagen, wann welche Technik zur Anwendung kommen sollte?
Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Neben der Art der Verletzung oder Erkrankung, der Stelle, an der sie entstanden ist und dem Zustand des Patienten ist natürlich auch das Ergebnis bzw. inwieweit der Betroffene davon profitieren kann, entscheidend. Vor allem, wenn es um das Gesicht geht, sollte auch der ästhetische Aspekt nicht außer Acht gelassen werden. Wo geschnitten wird, entstehen Narben und diese sollten nach Möglichkeit gering ausfallen sowie gewisse ästhetische Aspekte erfüllen.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
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