Die wichtigsten Fakten zum Thema Botox
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Worum handelt es sich bei Botox?
Botox ist die Abkürzung bzw. der umgangssprachliche Ausdruck für Botulinum Toxin A, ein zweikettiges Protein, bei dem es sich um ein für den Menschen toxisches Stoffwechselprodukt des Bakteriums Clostridium botulinum handelt.
Das heißt, es handelt sich um ein Gift?
Wenn es überdosiert wird, wirkt es als Gift. In richtiger Dosierung wirkt es als nicht als Gift, sondern entfaltet seine Wirkung wie jedes andere Pharmazeutikum auch.
Warum sollte man sich eine potentiell so gefährliche Substanz verabreichen lassen?
Man muss hier ganz klar unterscheiden. Viele Menschen verbinden Botox mit Botulismus, einer Vergiftung, die man sich z.B. beim Verzehr von verdorbenem Fleisch zuziehen kann, auf dem Botulinum Toxin auf natürliche Weise entstanden ist. Ich injiziere Botox, bei dem es sich um ein unter strengsten Auflagen chemisch hergestelltes Produkt handelt, lokal in den Muskel, d.h. das Gift gelangt nicht in den Blutkreislauf und wird nicht oral verabreicht. Im ästhetischen Bereich spritzen wir verschwindend geringe Mengen, die zwar Einfluss auf die behandelte Muskulatur haben, aber den Rest des Körpers nicht tangieren. Selbstverständlich gehört die Substanz in kundige Hände und sollte nur von Fachpersonal angemischt und verabreicht werden. Jeder Patient ist vor einer Behandlung umfassend aufzuklären.
Wie gestaltet sich die Wirkungsweise?
Botox blockiert die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin, der für die Muskelbewegung verantwortlich ist. Wird es also in den Muskel gespritzt, lähmt es die Skelettmuskulatur. Dies führt zu völliger Muskelentspannung, da die Erregungsübertragung der Nerven auf die Muskulatur gehemmt wird.
Besteht da nicht die Gefahr, völlig unnatürlich auszusehen, wenn man sich die Substanz in die Gesichtsmuskeln verabreichen lässt?
Natürlich kann das passieren, wenn unerfahrene Mediziner zu viel injizieren oder die „falsche Stelle“ einspritzen. Hängende Augen- oder Mundpartien sind in diesen Fällen möglich. Man darf eine Muskellähmung nicht unterschätzen und die Wirkung von Botox sowieso nicht. Wer genügend Erfahrung hat und die nötige Menge abschätzen kann, erreicht mit Botulinum Toxin genau das, was der Patient sich wünscht – ein natürliches, aber frischeres Aussehen, das bis zu sechs Monate anhalten kann.
Welche Bereiche eignen sich für die ästhetische Behandlung mit Botox?
Stirn- und Nasenfalten, Kinnfältchen, Krähenfüße sowie die Längsfalten am Hals. Außerdem der Bereich zwischen den Augen, die so genannte Glabella- oder Zornesfalte.
Sieht man das Ergebnis sofort?
Nein. Es dauert etwa drei bis acht Tage, ehe man einen Effekt sieht und kann bis zu 14 Tage dauern, ehe die volle Wirkung einsetzt.
Kann man den Effekt rückgängig machen?
Nein, anders als bei Hyaluronsäure, die man bei Bedarf mit einem Enzym (Hyaluronidase) auflösen kann, muss man im Falle von Botox zuwarten, bis es sich vollständig abgebaut hat. Das kann bis zu sechs Monate dauern.
Kommt Botox ausschließlich im ästhetischen Bereich zu Anwendung?
Nein. Botox ist auch als Medikament anerkannt und kommt bei Muskelkrämpfen ebenso zum Einsatz wie bei Migräne oder krankhaftem Schwitzen. Des Weiteren kann es ultraschallgezielt bei extremen Muskelverspannungen wie dem Piriformis-Syndrom, der Pudendusneuralgie oder chronischen Nackenverspannungen zur Anwendung kommen. Fokale Dystonie, Spastizität, Krämpfe nach Schlaganfällen, Lid- und Gesichtskrämpfe und Inkontinenz sind ebenfalls Bereiche, in denen sich Botox bewährt hat. Es handelt sich um ein vielseitiges Mittel, das zu Unrecht einen schlechten Ruf hat, nachdem in den Medien in erster Linie von „verpfuschten, unbeweglichen Gesichtern“, die aufgrund eines Zuviel an Botox entstanden sind, berichtet wird.
Injizieren Sie Botox jedem Patienten, der sich das wünscht?
Nur dann, wenn ich es für sinnvoll halte. Des Weiteren behandle ich keine Schwangeren und Stillenden, um sicherzugehen, dass keine Gefahr für das Baby entsteht. Wie gesagt, für Erwachsene ist Botox bei Injektion in den Muskel völlig unbedenklich, aber ich würde niemals das Risiko eingehen, ein Ungeborenes oder ein Stillkind zu gefährden. Zumal keinerlei Studien existieren, die beweisen, dass Botox oder auch Hyaluronsäure für Schwangere oder Stillende völlig unbedenklich sind. Entscheiden muss das jeder Mediziner für sich, für mich ist es ein klares No-Go.
Verfasst von Mag. Sonja Streit