Die wichtigsten Fakten zum Thema Ganglion
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter einem Ganglion?
Ganglien gelten als die häufigsten gutartigen Geschwulstbildungen im Handbereich. Sie können als zystischer Pseudotumor bezeichnet werden, der im Bereich einer Gelenkkapsel oder oberflächlichen Sehnenscheide als Ausstülpung derselben auftritt. Im Volksmund spricht man von einem „Überbein“. Treten sie am Fingerendgelenk auf, handelt es sich um eine Mukoidzyste.
Inwiefern unterscheiden sie sich z.B. von einer herkömmlichen Blase, mit der sie ja vor allem im Fingerbereich verwechselt werden können?
Ein Ganglion sitzt meist gestielt auf einer Gelenkkapsel, einer Sehnenscheide oder einem Ringband auf. Das heißt, dass es über diesen Stiel mit dem Gelenk in Verbindung steht und ein Flüssigkeitsaustauch zwischen beiden Strukturen möglich ist. Außerdem sind derartige Geschwulste dickflüssig bis gallertartig gefüllt und prallelastisch. Man sollte tunlichst unterlassen, sie zu manipulieren oder aufzustechen.
Wie entsteht ein Ganglion?
Die Ursachen werden noch immer kontrovers diskutiert. Man geht von degenerativen Veränderungen im Bereich des Gelenkkapselgewebes aufgrund von Überlastung und chronischen Reizzuständen ebenso aus wie von einer spontanen Neubildung. Nicht selten ist die Entstehung eines Ganglions mit einer Arthrose, einer nichtentzündlichen Gelenkabnutzung aufgrund von Knorpelabbau, vergesellschaftet.
Kann es nur an der Hand auftreten?
An der Hand ist es am häufigsten lokalisiert, es kann aber auch am Knie, der Schulter, dem Ellbogen oder am Fußrücken auftreten. Das ist allerdings äußerst selten.
Welche Symptome rufen Ganglien hervor?
Je nach Lokalisation können sie Nerven reizen oder bedrängen, Schmerzen hervorrufen oder für eine eingeschränkte Beweglichkeit sorgen. Es handelt sich streng genommen um eine Raumforderung, die nicht nur nach außen hin sichtbar ist, sondern innere Strukturen verdrängen kann. Vor allem die drei Handnerven Nervus ulnaris, Nervus medianus und Nervus radialis können in Bedrängnis geraten. Ringbandganglien lösen zum Beispiel häufig Missempfindungen durch Druck auf benachbarte Fingernerven aus. Nicht selten kommt es aufgrund eines Ganglions an der Hand zu Taubheit, Sensibilitätsstörung und Kraftverlust.
Wie wird dieses Phänomen therapiert?
In einigen Fällen führt die Ruhigstellung der betroffenen Region zu einer Verkleinerung bzw. einem Rückgang des Ganglions. Sobald allerdings wieder regelmäßig bewegt wird, kommt es erneut zur Bildung von Gelenkflüssigkeit sowie einer vermehrten Ansammlung in der Ausstülpung. Zerdrücken, veröden, absaugen des Inhalts oder wegmassieren haben sich auch nur in wenigen Fällen als nachhaltig herausgestellt. Meist empfiehlt sich eine operative Behandlung.
Wie gestaltet sich diese?
Da die Rezidivrate bei Ganglien relativ hoch ist, sie also wiederkehren können, muss das Gewebe samt Stiel radikal entfernt werden. Das heißt, dieser wird bis zu seinem Ausgangspunkt an der Gelenkkapsel, der Sehnenscheide oder dem Ringband verfolgt und vollkommen mitsamt eines kleinen Anteils seiner Basis tragenden Struktur herausgeschnitten. Danach wird die Wunde verschlossen bzw. mit einem Hautverschiebelappen oder einem Hauttransplantat abgedeckt – je nach Lage des Ganglions.
Garantiert die radikale Exzision, also das radikale Herausschneiden, dass das Ganglion nicht wiederkehrt?
Bedauerlicherweise nicht immer. Allerdings ist in 70 bis 80 Prozent der Fälle nicht mit einem Rezidiv zu rechnen. Leider kann man nie mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass das Ganglion nicht erneut entsteht. Wenn Patienten aber bestimmte Überlastungsmechanismen vermeiden, kann das nach erfolgter Exzision nur von Vorteil sein.
Verfasst von Mag. Sonja Streit