Die wichtigsten Fakten zum Thema Gynäkomastie
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Gynäkomastie?
Bei einer Gynäkomastie handelt es sich um eine Vergrößerung der männlichen Brustdrüse, die hormonelle Ursachen haben kann. Vor einer Behandlung sollte urologisch und endokrinologisch abgeklärt werden, welche bzw. ob eine Grunderkrankung vorliegt. Seltene, aber mögliche Gründe können außerdem Muskelaufbaupräparate, Marihuana-Missbrauch sowie Medikamenten-Nebenwirkungen sein.
Das heißt, die Erkrankung äußert sich in Form männlicher „Brüste“?
So ist es. Sie ist von der Lipomastie klar zu unterscheiden, die aufgrund von Übergewicht bzw. Fettablagerungen im Brustbereich entstehen kann. Beide Phänomene können mitunter gleichzeitig auftreten – in diesen Fällen sind die Patienten sowohl von zu viel Fett, als auch von zu viel Brustdrüsengewebe betroffen.
Wie wird die Gynäkomastie – abgesehen vom Offensichtlichen – diagnostiziert?
Optik und Tastbefund sind Indizien, geben aber keinen vollständige Aufschluss darüber, ob eine Gynäkomastie in Kombination mit einer Lipomastie oder eine reine Gynäkomastie vorliegt. Deshalb empfehlen sich eine Ultraschalluntersuchung sowie ein Hormonstatus, um Klarheit zu erlangen. Vor allem dann, wenn ein Mann ganz offensichtlich kein Übergewicht, aber „Brüste“ hat. Da auch Männer Brustkrebs entwickeln können, sollte eine Mammographie in Betracht gezogen werden. Auch der Ultraschall kann das eventuelle Vorliegen von Knoten in der Brust sichtbar machen – sowohl bei Frauen, als auch bei Männern.
Wie kann die Gynäkomastie behandelt werden?
Die männliche Brust wird ähnlich wie die weibliche verkleinert. Zunächst wird überschüssiges Brust- und Fettgewebe entfernt, was mittels Liposuktion, also Fettabsaugung, möglich ist. Anders als bei Frauen ist eine Verkleinerung des Hautmantels sowie des Warzenvorhofes bei männlichen Patienten eher selten indiziert. Die Therapie wird grundsätzlich auf jeden Patienten individuell zugeschnitten – und zwar unter Berücksichtigung der vorliegenden Problematik und Größe der Brust.
Wie gestaltet sich die Nachbehandlung?
Nach dem Eingriff empfiehlt sich das Tragen einer Bandage oder eines Kompressionshemdes und zwar für einige Wochen. Gewichte stemmen und Ähnliches ist erst einmal tabu, um das Ergebnis und die eigene Gesundheit nicht zu gefährden.
Was raten Sie Männern, die eine Veränderung ihrer Brust bemerken?
Ich rate ihnen, den Urologen aufzusuchen, was ab dem 45. Lebensjahr routinemäßig im Rahmen ihrer jährlichen Vorsorge normal sein sollte. Leider sind Männer, wenn es um ihre Gesundheit geht, nicht selten leichtsinnig und gehen praktisch nie zum Arzt. Die ersten Anzeichen einer Gynäkomastie sind ein Grund, umgehend den Spezialisten aufzusuchen und alles abklären zu lassen. Es sollten nicht einzig ästhetische Gründe dazu bewegen, dass man(n) einen Mediziner aufsucht.
Verfasst von Mag. Sonja Streit