Die wichtigsten Fakten zum Thema Hyaluronsäure
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Hyaluronsäure bzw. worum handelt es sich dabei?
Hyaluronsäure ist zum einen ein körpereigener Stoff, nämlich ein Bestandteil des Bindegewebes, der Bandscheiben oder unserer Knorpel, zum anderen ein chemisch hergestelltes Material, das in der Medizin zum Einsatz kommt und mittels Injektion verabreicht werden kann. Die Substanz findet sich außerdem in Kosmetikprodukten wie Cremes oder Seren, aber auch in Nahrungsergänzungsmitteln.
Wird Hyaluronsäure ausschließlich zu ästhetischen Zwecken injiziert?
Nein. In der Orthopädie kommt sie beispielsweise schon lange als „Schmiermittel“ zum Einsatz. Leidet ein Patient unter Arthrose, kann speziell dafür hergestellte Hyaluronsäure ins Gelenk gespritzt werden, was zu einer Schmerzlinderung führt. Sie verbleibt dort einige Wochen bis Monate und lindert die Symptome. Vor allem im Falle von Knieschmerzen hat sich Hyaluronsäure als hilfreich erwiesen. Die Grunderkrankung wird dadurch nicht behandelt, aber die Symptome können verbessert werden. Sie hilft außerdem im Falle von Sehnenentzündungen.
Welche Funktion hat sie in der ästhetischen Medizin?
In unserem Fachbereich fungiert sie als Filler, also als Material zum Auffüllen. Das heißt, wir können damit Unebenheiten und Falten behandeln, nicht-chirurgische Nasenkorrekturen durchführen oder das Lippenvolumen vergrößern. Hyaluronsäure bindet Wasser, durchfeuchtet die Haut und lässt sie praller und frischer wirken.
Wie gestaltet sich eine solche Behandlung?
Zunächst einmal ist es vom Behandlungsareal abhängig, welches Produkt zum Einsatz kommt und welche Behandlungsweise indiziert ist. Bei Hyaluronsäure spielen Vernetzungsgrad und Viskosität eine große Rolle. Ich verwende ausschließlich auflösbare Filler, die zwischen vier Monate und zwei Jahre im Körper verbleiben können. Das ist individuell verschieden und kann nicht wirklich seriös vorausgesagt werden. Ich injiziere entweder spitz, also mit einer kurzen scharfen Nadel direkt ins zu behandelnde Areal oder stumpf. In diesem Falle steche ich einen Eintrittsbereich vor, der das Einbringen einer stumpfen Kanüle ermöglicht. Diese ist etwas länger und schont das Gewebe, wenn man in die Tiefe geht oder großflächiger behandelt. Es entstehen weniger Blutergüsse und Schwellungen.
Ist eine solche Behandlung nicht sehr schmerzhaft?
Selbstverständlich sind Einstiche niemals angenehm, aber da es Hyaluronsäureprodukte gibt, die mit einem Betäubungsmittel, nämlich Lidocain, versetzt sind, und für alle anderen Fälle die Möglichkeit besteht, das Behandlungsareal mittels Lokalanästhesie oder Betäubungscreme „in Schlaf“ zu versetzen, sind Filler-Injektionen recht erträglich. Das ist natürlich auch vom persönlichen Schmerzempfinden und dem Bereich, in den gestochen wird, abhängig. Ich versuche immer, meinen Patienten die Behandlung so angenehm wie möglich zu gestalten.
Welche Komplikationen können auftreten?
Rötungen und Blutergüsse sind, je nach Veranlagung, völlig normal und können reduziert oder verhindert werden, indem man das behandelte Areal nach erfolgter Injektion kühlt. Es gibt allerdings Patienten, die mit Komplikationen wie Knotenbildung oder Verhärtungen reagieren, was ich glücklicherweise bisher kaum erlebt habe. Die Produkte, die ich verwende, kenne ich seit Jahren und weiß, welch gute Qualität sie besitzen. Ich erlebe allerdings immer wieder, dass Patienten zu mir kommen, die bei anderen Medizinern waren und das injizierte Produkt nicht vertragen. Wenngleich die Möglichkeit besteht, Hyaluronsäure mit einem Enzym aufzulösen, schicke ich die Betroffenen zum Erstbehandler zurück. Zum einen, weil ich nie wissen kann, welche Hyaluronsäure verwendet wurde, zum anderen, weil die Hyaluronidase auch das körpereigene Hyaluron auflöst und sie somit möglichst nicht oder nur im Notfall zum Einsatz kommen sollte.
Was sollte man nach einer solchen Behandlung beachten?
Kosmetikbehandlungen sind für einige Tage tabu, des Weiteren sollte man auf Sport, Sauna und Solarium verzichten. Im Falle von Asymmetrien, die hin und wieder vorkommen und erst nach einigen Tagen sichtbar werden können, kann man selbstverständlich „nachjustieren“.
Verfasst von Mag. Sonja Streit