Die wichtigsten Fakten zum Thema Lappenplastiken
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter einer Lappenplastik?
Lappenplastiken fallen in den Bereich Rekonstruktive Chirurgie und dienen dazu, größere Hautdefekte oder Gewebedefizite am ganzen Körper zu verschließen und somit verloren gegangenes Eigengewebe zu ersetzen. Sie können zum einen aus Haut und dem darunter liegenden Gewebe bestehen, aber auch Faszien, Muskeln, Knorpel und/oder Knochen enthalten. Dabei spielt die Durchblutung eine maßgebliche Rolle, da sie ein Absterben verhindert und mit einbezogen werden muss. Deshalb gibt es Lappen, die „gestielt“ sind, also einen Stiel enthalten, der von einer Arterie oder Vene gebildet wird.
Wann ist eine Lappenplastik medizinisch indiziert?
Wenn Gewebedefekte durch eine direkte Naht nicht mehr verschlossen werden können, also im Falle von Verletzungen, Verbrennungen oder Wundheilungsstörungen, aber auch nach Narben- oder Tumorentfernungen. Manchmal ist eine lokale Defektdeckung angezeigt, für die uns verschiedenste Möglichkeiten zu Verfügung stehen.
Welche Form des Defektverschlusses mittels Lappenplastik führen Sie regelmäßig durch?
Ich sehe sehr häufig Patienten, die von Hautkrebs betroffen sind. Dazu zählt das Basaliom, das als häufigste Tumorerkrankung des Menschen gilt. Es entwickelt sich an sonnenexponierten Stellen, also meist im Gesicht oder auf der Kopfhaut. Da in vielen Fällen nach der Entfernung die Schnittränder nicht tumorfrei sind, was nach einer histologischen Untersuchung offenkundig wird, muss nachgeschnitten werden. Wir haben in Bezug auf Hautkrebs klare Richtlinien, was die Größe des Bereichs angeht, in der Gewebe entfernt werden muss. Die Lappenplastik nach Limberg hat sich diesbezüglich sehr bewährt. Mit dieser eleganten Methode lassen sich große Löcher, die nach einer Hautkrebsentfernung oder aus anderen Gründen entstanden sind, elegant verschließen.
Wie funktioniert die genannte Methode?
Der Limberg-Lappen gilt als eine Sonderform des Schwenklappens. Das heißt, man entnimmt kein Gewebe von einer anderen Stelle, sondern wendet eine rautenförmige Schnitttechnik an, die es uns erlaubt, die Haut so zu verschieben, dass der Defekt verschlossen wird. Wir sind dank dieser Technik in der Lage, das erkrankte bzw. defekte Areal zu entfernen und gleichzeitig das entstandene „Loch“ mit Hilfe der eigenen Haut wieder zu verschließen, indem diese in den Defekt geschwenkt und alles entsprechend vernäht wird.
Welche Vorteile bietet diese Technik?
Dank dieses Verfahrens lassen sich, z.B. im Falle von Hautkrebs, das erkrankte Gewebe und der entstandene Gewebedefekt gleichzeitig chirurgisch behandeln. Dadurch muss den Betroffenen kein Gewebeblock an anderer Stelle entnommen werden, um damit den Defekt zu decken. Sie erholen sich rascher und können den Eingriff bei Bedarf ambulant durchführen lassen.
Welche Methode kommt zur Anwendung, wenn z.B. eine Narbe im Gesicht korrigiert werden soll?
Für solche Fälle hat sich die so genannte Z-Plastik bewährt, eine Technik, die die Verlagerung zweier ineinandergreifender dreieckiger Lappen beinhaltet. Man schneidet z-förmig und verschiebt die beiden dabei entstandenen Lappen gegeneinander. Dadurch kann ein Längengewinn erzielt werden, was vor allem im Falle von eingezogenen Narben extrem hilfreich ist. Die Haut erhält dank dieser Technik mehr Spielraum und wird flexibler. Salopp gesagt entstehen zwei nebeneinander liegende Dreiecke, die ihre Position miteinander tauschen.
Lässt sich allgemein sagen, wann welche Technik zur Anwendung kommen sollte?
Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Neben der Art der Verletzung oder Erkrankung, der Stelle, an der sie entstanden ist und dem Zustand des Patienten ist natürlich auch das Ergebnis bzw. inwieweit der Betroffene davon profitieren kann, entscheidend. Vor allem, wenn es um das Gesicht geht, sollte auch der ästhetische Aspekt nicht außer Acht gelassen werden. Wo geschnitten wird, entstehen Narben und diese sollten nach Möglichkeit gering ausfallen sowie gewisse ästhetische Aspekte erfüllen.
Verfasst von Mag. Sonja Streit