Die wichtigsten Fakten zum Thema Meralgia paraesthetica
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter der Meralgia paraesthetica?
Bei dieser Erkrankung, die auch „Krankheit der zu engen Jeans“ genannt wird, handelt es sich um eine Einengung des Nervus cutaneus femoralis lateralis. Der Nerv bzw. ein sensibler Ast des Beinnervengeflechts wird dabei im Bereich des Leistenbandes eingeengt.
Welche Folgen hat diese Einengung?
Es kommt zu brennenden Schmerzen und schmerzhaften Empfindungen im Hautnerv-Versorgungsgebiet an der Oberschenkelaußenseite und mitunter auch im Kniebereich, medizinisch Parästhesien genannt. Bei Beugung des Hüftgelenks verbessern sich die Beschwerden.
Warum wird dieses Phänomen auch „Krankheit der zu engen Jeans“ genannt?
Weil es durch zu enge Kleidung hervorgerufen werden kann, aber auch dazu führt, dass Betroffene bestimmte Kleidungsstücke nicht mehr tragen können. Bei Sportlern sind es zum Beispiel Tights, die als extrem unangenehm empfunden werden.
Welche Symptome treten auf?
Brennende, nadelstichartige Schmerzen, Kribbeln sowie Missempfindungen, die sich von der Hüfte über die Oberschenkelaußenseite bis ins Knie ziehen können. Beim Laufen und im Liegen verstärken sie sich.
Welche Ursachen zeichnen noch für die Entstehung der Meralgia paraesthetica verantwortlich?
Übergewicht oder extreme Gewichtsabnahme, Schwangerschaft, Diabetes mellitus und extrem trainierte Muskeln im Oberschenkel- und Bauchbereich.
Wie diagnostizieren Sie diese Nerveneinengungssyndrom?
Zunächst einmal führe ich mit dem Betroffenen ein ausführliches Gespräch. Die Schilderungen deuten oftmals darauf hin, worum es sich handelt. Im hochauflösenden Ultraschall, den meine Patienten zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose durchführen lassen sollten, wird das zugrundeliegende Problem praktisch immer ersichtlich.
Welche Therapiemaßnahmen sind empfehlenswert?
Betroffene sollten das Tragen zu enger Kleidung vermeiden, es mit Schmerzinfiltrationen wie Kortisoninjektionen und der Einnahme entzündungshemmender Medikamente (NSAR) versuchen und sich schonen.
Was empfehlen Sie, wenn konservative Maßnahmen nichts bringen?
Zunächst die Durchführung einer Testblockade, um herauszufinden, ob eine Operation zum Erfolg führen würde. Zu diesem Zweck injiziere ich ein Betäubungsmittel in den betroffenen Bereich und bitte den Patienten, zu dokumentieren, wie es ihm danach ging und wie lange er schmerzfrei war. Sind es mindestens zwei Stunden, ist eine Operation indiziert.
Wie gestaltet sich der Eingriff?
Der Nerv wird im Bereich des Leistenbandes aufgesucht und freigelegt oder durchtrennt. Damit erziele ich eine Schmerzfreiheit bei bis zu 80 Prozent meiner Patienten. Eine Garantie gibt es nie, aber die erfolgreiche Blockade deutet darauf hin, wie das Ergebnis ausfallen wird. Vor allem sportliche Menschen können danach wieder schmerzfrei trainieren und bei jenen, die im Alltag von Schmerzen geplagt waren, verbessert sich die Lebensqualität enorm. Man sollte sich bis zu zwei Wochen nach dem Eingriff schonen, eine Ruhigstellung ist nicht erforderlich.
Verfasst von Mag. Sonja Streit