Die wichtigsten Fakten zum Thema Morbus Dupuytren
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Morbus Dupuytren?
Der zumeist bei Männern auftretende Morbus Dupuytren ist eine gutartige Erkrankung im Handinnenflächen- bzw. Hohlhandbereich, der schubweise verläuft. Je nach Stadium kommt es zur Entwicklung der Dupuytren´schen Kontraktur, die zu einer Einziehung eines Fingers oder mehrerer Finger führt.
Das heißt, die Finger können aus eigener Kraft nicht mehr gestreckt oder in eine gerade Haltung gebracht werden und verbleiben in dieser Stellung?
Richtig. Je weiter fortgeschritten, desto extremer werden die Finger eingezogen. Es ist zwar weiterhin möglich, eine Faust zu machen, in allem anderen wird man mitunter aber massiv eingeschränkt. Es ist, als würden die Finger schrittweise Richtung Handgelenk gezogen und verkrümmen sich immer mehr.
Wie erkennen Patienten, dass sie möglicherweise von Morbus Dupuytren betroffen sind?
Wenn sie z.B. Knubbel oder einen derben Strang bzw. mehrere Stränge in der Handfläche ertasten. Diese treten in der Regel im Bereich des Klein- oder Ringfingers auf, können aber auch an allen Fingern oder nur in der Hohlhand auftreten, und sind bis in die Tiefe hinein fühlbar. Mit Schmerzen ist die Erkrankung nicht vergesellschaftet, aber es empfiehlt sich, möglichst frühzeitig zum Arzt zu gehen, um ein Fortschreiten oder Einschränkungen im Alltag zu verhindern. Die Krankheit kann außerdem an der Fußsohle auftreten, dann handelt es sich um Morbus Ledderhose, oder am Penis. Tritt sie in diesem Bereich auf, sprechen wir von Induratio penis plastica bzw. IPP oder der Peyronie-Krankheit.
Schreitet Morbus Dupuytren bzw. die Dupuytren´sche Kontraktur ausnahmslos bei jedem so weit voran, dass die Symptome den Alltag irgendwann erschweren?
Nicht unbedingt. Bei manchen Patienten kommt sie zum Erliegen, ohne nennenswerte Einziehung. Wirklich erklären lässt sich das nicht, wir wissen nur, dass Nordeuropäer häufiger betroffen sind und sich Zuckerkranke, Epileptiker und Menschen mit Lebererkrankungen gehäuft unter den Betroffenen finden.
Wie wird die Krankheit diagnostiziert?
In der Regel mittels Tastbefund und Begutachtung. Können die Finger nicht vollständig gestreckt werden, aber ein Faustschluss ist möglich, deutet das auf Morbus Dupuytren hin. Besteht der Verdacht auf Tumoren oder andere Erkrankungen, empfiehlt sich ein MR, ein Röntgen sowie ein Ultraschall. Das ist individuell zu entscheiden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Sie reichen von konservativ, z.B. Röntgenbestrahlung oder Strangschwächung mittels Nadelstichen, bis hin zu chirurgisch. Ich als Handchirurg bevorzuge die chirurgische Variante, bei der entweder der Strang oder Strang und Gewebe entfernt wird. Die Wahl der Methode ist abhängig vom Stadium und wird prinzipiell mit dem Betroffenen besprochen und abgestimmt. Seit einigen Jahren kann die Erkrankung auch mittels Injektion therapiert werden. Hierbei wird ein Enzym injiziert, das den Strang auflöst. Diese Methode ist stellt für ausgewählte Fälle nicht-operative Option bzw. Alternative zu den genannten Maßnahmen dar.
Verfasst von Mag. Sonja Streit