Die wichtigsten Fakten zum Thema Probleme mit Brustimplantaten
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Problematiken, die nach einer Brustvergrößerung auftreten können?
Wenn Probleme auftreten, die mit Implantaten in Verbindung gebracht werden, sind es meist gängige wie die Kapselfibrose oder der Implantatbruch. Bei ersterer handelt es sich um die häufigste Komplikation nach einer Mammaaugmentation. Global betrachtet ist nur ein niedriger Prozentsatz von solchen Phänomenen betroffen. Derartige Implantatkomplikationen kommen sehr viel häufiger bei qualitativ schlechten bzw. auch bei Billigimplantaten vor.
Wie genau stellt sich eine Kapselfibrose dar?
Als Kapselfibrose wird eine bindegewebsartige, harte Verdickung um das Implantat bezeichnet, die nach Baker I – IV eingeteilt wird. Baker I bedeutet leichte Verdickung, die keinerlei Probleme verursacht, die Brust ist weich und das Implantat nicht fühlbar, Baker II kann sich in Form von Spannungsgefühlen äußern und geht mit leicht verhärtetem Bindegewebe einher, das Implantat ist von außen tastbar, während Baker III mäßige Verhärtungen sowie eine anfängliche Verformung des Implantats beinhaltet. Dieses ist sowohl fühl-, als auch sichtbar. Baker IV äußert sich durch starke Schmerzen, schrumpfendes Bindegewebe sowie erkennbare Verformungen der Brust.
Wie kann es zu einer Ruptur bzw. einem Implantatbruch kommen?
Durch Materialermüdung, Traumata, Manipulation, Gewalteinwirkung oder starke Kompression. Dadurch kann die äußere Hülle des Implantats reißen und der Inhalt (Silikongel oder Kochsalzlösung) nach außen treten. Bei den von mir verwendeten Implantaten ist das Gel so zähflüssig, dass es nicht in die Brust sickern kann. Nichtsdestotrotz ist schnelles Handeln angezeigt, wenn ein Implantat beschädigt ist, was durch ein MRT oder einen Ultraschall offenkundig wird. Hat jemand das Gefühl, dass mit einem Implantat etwas nicht stimmt, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Bedingen derartige Probleme operative Maßnahmen?
Was die Kapselfibrose betritt, muss in den ersten beiden Stadien meist nichts erfolgen. Liegt Baker III vor, sollte man operieren. Im Rahmen der Operation wird die Kapsel eingeschnitten oder entfernt und eventuell das Implantatlager gewechselt. Schwere Formen der Kapselfibrose setzen eine meist offene Kapsulotomie voraus, um die Bindegewebskapsel entfernen zu können. Des Weiteren ist entweder ein Implantatlagerwechsel angezeigt oder eine vollständige, ersatzlose Implantatentfernung. Das ist in diesen Fällen oft die einzige, sinnvolle Therapieoption. Im Falle einer Ruptur sollte man beide Implantate operativ entfernen und, falls die Patientin das wünscht, durch neue ersetzen.
Wie häufig waren Ihre Patientinnen schon betroffen?
Eine Kapselfibrose lässt sich nicht immer verhindern und kann jede Frau treffen. Deshalb ist es wichtig, Implantate zu verwenden, die das Risiko minimieren. Die meisten Patientinnen, die bei mir mit einer Kapselfibrose oder einer Implantatruptur vorstellig werden, haben sich bei Billiganbietern im Ausland operieren lassen. Tragisch daran ist, dass diese Patientinnen nicht nur ihre Gesundheit riskieren, weil sie nicht ausreichend medizinisch versorgt wurden und ihnen unzureichendes Material eingesetzt wurde, sondern dass sie auch doppelt oder dreifach zahlen, weil eine weitere Operation nötig wird.
In den letzten Jahren wurde immer wieder von der sogenannten Breast Implant Illness (BII) berichtet. Mehr oder weniger prominente Frauen ließen sich die Implantate entfernen und berichteten, durch diese erkrankt zu sein. Was ist davon zu halten?
Im besten Falle bzw. in den meisten Fällen reagiert der weibliche Körper nicht negativ auf die Implantate. Das ist natürlich auch qualitätsabhängig.Es handelt sich zwar um einen Fremdkörper, wenn man so will, doch die Brust ist in der Lage, diese Tatsache gut zu tolerieren. Es bildet sich eine zarte Bindegewebsschicht um das Implantat und somit wird es problemlos in das Gewebe integriert. Allerdings wird seit einigen Jahren diskutiert, ob Brustimplantate Autoimmunkrankheiten verursachen oder Phänomene wie Haarverlust, Erschöpfung, Schmerzen und andere Symptome auslösen können. Es gibt immer wieder Frauen, die davon berichten und sich deshalb die Implantate entfernen lassen. Ob ein Zusammenhang zwischen diesen und den Reaktionen des Körpers besteht, ist nicht hinreichend geklärt. Vor Jahren war die Qualitätssicherung eine andere – heute werden diese Produkte streng geprüft und gelten als extrem sicher.
Dennoch wurden kürzlich Implantate eines renommierten Herstellers zurückgerufen, das sie im Verdacht stehen, Lymphome hervorzurufen.
Richtig, es handelte sich um spezielle texturierte Implantate, also jene mit rauer Oberfläche. Nachdem in Österreich jede Patientin einen Implantatpass besitzt, lässt sich sofort nachvollziehen, wer betroffen sein könnte. In Österreich ist derzeit ein singulärer Fall dokumentiert und bekannt. Ich nehme solche Vorkommnisse sehr ernst und finde es verständlich, dass derartige Meldungen Ängste schüren. Das Risiko, das in Bezug auf die erwähnten Implantate besteht, ist sehr vereinzelt, dennoch wurden die Implantate bereits Ende 2018 in Europa zurückgerufen. Solche Fälle zeigen, wie wichtig eine umfassende Aufklärung und Betreuung ist. Ich biete meinen Patientinnen die beste Qualität und bin für sie da, falls sie in medizinischen Fragen unsicher sind. Eine hundertprozentige Sicherheit kann niemand garantieren.
Verfasst von Mag. Sonja Streit