Die wichtigsten Fakten zum Thema Verbrennungen
DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man – medizinisch gesehen – unter einer Verbrennung?
Entsteht durch die Einwirkung von Hitze, UV-Strahlung oder ionisierender Strahlung eine Schädigung von organischem Gewebe, sprechen wir als Mediziner von einer Verbrennung. Dafür können heiße Gegenstände ebenso verantwortlich zeichnen wie Flüssigkeiten, Feuer oder Explosionen, Gase oder Dämpfe, Strom oder Reibung, aber auch die Sonne. Ein Sonnenbrand gilt ebenso als Verbrennung wie eine Verbrühung. Unsere Haut hält großer Hitze nur bedingt Stand, weshalb sie vor solchen Verletzungen geschützt werden muss – und sei es nur mittels Sonnencreme. Verbrennungen können in manchen Fällen auch innerlich entstehen, wenn man z.B. heiße Dämpfe oder Gase einatmet.
Das heißt, die Haut reagiert unterschiedlich auf Hitze?
So ist es. Zum einen kommt es auf die Temperatur an, mit der sie konfrontiert ist, zum anderen spielt der Aggregatzustand diesbezüglich eine große Rolle. Außerdem ist entscheidend, wie lang der Kontakt zwischen Haut und Hitze bestand. Heiße Flüssigkeiten zum Beispiel können enormen Schaden anrichten, wenn sie auf Kleidung treffen, die nicht schnell genug ausgezogen werden kann. Da geht es oft um Sekunden. Die Sonne wiederum braucht in manchen Fällen mehrere Stunden, bis sie schwere Verbrennungen hinterlässt.
Welche Hautreaktionen sind medizinisch bekannt?
Da die Haut dreischichtig aufgebaut ist, reichen die Verbrennungsgrade von oberflächlich bis zum schwersten Grad, der als Verkohlung bezeichnet wird. Der erste Grad geht mit Rötungen, leichten Schwellungen und Schmerzen einher und betrifft nur die Epidermis, die erste Hautschicht. Grad zwei bezieht sich auf Epidermis und Dermis, die zweite Hautschicht, ist mit Blasenbildung mit rot-weißem Grund und starken Schmerzen vergesellschaftet und heilt entweder vollständig (Grad 2a) oder mit Narben (2b, wenn die tiefe Dermis beteiligt ist) ab. Der dritte Grad wiederum geht bis in die Dermis und Subkutis, die dritte Hautschicht, die schwarz-weiße Nekrosen und Blasen bilden. Die Schmerzen sind gering, da die Hautnerven zerstört werden. Für Grad vier, die Verkohlung, ist die Zerstörung aller Hautschichten und der darunter liegenden Strukturen charakteristisch.
Wie sollte man im Falle einer Verbrennung reagieren?
Eine Verbrennung ersten Grades kann mittels Kühlung behandelt werden. Bei Sonnenbrand ist Topfen empfehlenswert, des Weiteren helfen kühles Wasser oder kühlende Salben. Die Haut sollte nicht gereizt werden und beruhigt sich erfahrungsgemäß nach einiger Zeit wieder. Ab Verbrennungsgrad zwei, der mit Blasenbildung und Schmerzen einhergeht, sollte man einen Arztbesuch in Erwägung ziehen. Generell ist es empfehlenswert, Blasen nur von Medizinern unter sterilen Bedingungen öffnen zu lassen, schon um Infektionen oder Narbenbildungen vorzubeugen.
Was raten Sie Menschen, die von einer Verbrennung betroffen sind bzw. jenen, die ein Brandopfer erstversorgen müssen?
Kühlen ist das Um und Auf. Das Wasser, das dafür verwendet wird, sollte nicht kälter oder wärmer als zwanzig Grad und sauber sein. Es gibt eine einfache Faustregel: 20 Minuten und 20 Grad kaltes Wasser. Vor allem bei großflächigen Verbrennungen und bei Kindern muss darauf geachtet werden, eine systemische Unterkühlung zu vermeiden. Fachärzte für Plastische Chirurgie lernen im Rahmen ihrer Ausbildung, wie man Brandwunden versorgt. Im Idealfall sucht man also einen Experten aus diesem Bereich auf. Je nach Zustand des Brandopfers muss die Rettung alarmiert werden – vor allem dann, wenn sich die Verbrennung im Halsbereich befindet. Kleidung, die mit der Haut verklebt ist, darf keinesfalls entfernt werden. Vielmehr sollte man die betroffenen Stellen mit Tüchern sauber abdecken und möglichst nicht berühren.
Wie werden Brandverletzungen medizinisch versorgt?
Das ist vom Schweregrad, der Größe des Areals und dem Areal selbst abhängig. Die Möglichkeiten reichen von einer Öffnung der Brandblasen inklusive Entfernung der Oberhaut und einer Versorgung mit Salben inklusive steriler Abdeckung bis hin zu Hauttransplantationen. Als erfahrener Chirurg sehe ich auf den ersten Blick, welche Behandlungsform indiziert ist. Man sollte solche Wunden innerhalb von 24 Stunden fachärztlich begutachten lassen, um Folgeschäden zu vermeiden. Unsere Haut kann bestimmte Verletzungen nur schwer verzeihen, weshalb man nicht selten ein Leben lang von Verbrennungen gezeichnet ist.
Verfasst von Mag. Sonja Streit