DR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter einem Tarsaltunnelsyndrom?
Das Tarsaltunnelsyndrom, kurz TTS, gilt als Pendant zum Karpaltunnelsyndrom in der Hand. Wir unterscheiden zwischen einem hinteren Tarsaltunnelsyndrom und einem vorderen Tarsaltunnelsyndrom, wobei das hintere häufiger auftritt als das vordere. Es geht mit Schmerzen und Gefühlsstörungen im Fuß einher, die bis in den Oberschenkel ausstrahlen können.
Worum genau handelt es sich bei einem hinteren Tarsaltunnelsyndrom?
Im Fuß gibt es einen sogenannten Tarsaltunnel, in dem der Schienbeinnerv Nervus tibialis verläuft, und der sich hinter dem Innenknöchel befindet. Ist dieser Nerv oder einer seiner Äste gereizt oder von einer Druckschädigung betroffen, kommt es zu dieser Form eines Nervenkompressionssyndroms.
Und was versteht man unter einem vorderen Tarsaltunnelsyndrom?
Das entsteht auf dem Fußrücken oder im Bereich des Sprunggelenks. In diesen Bereichen kann der Nervus peroneus profundus oder der Nervus fibularis profundus eingeengt sein, weshalb man auch vom Fibularis-Syndrom spricht. Der Nerv befindet sich unter einem festen Band, dem Retinaculum extensorum inferius, das auch Ligamentum cruciforme genannt wird und kann von diesem, aber auch vom kurzen Großzehenstrecker, dem Musculus extensor hallucis brevis, eingequetscht werden.
Wenn wir jetzt von einem bestehenden hinteren TTS ausgehen – wie äußert sich das?
Das ist unterschiedlich. Von brennenden Schmerzen, Lähmung der kurzen Fußmuskulatur, Sensibilitätsstörungen, Taubheitsgefühl bis hin zu Ruheschmerz kann alles gemeinsam oder vereinzelt auftreten. Manche Patienten haben diese Probleme nur bei körperlicher Aktivität, andere in Ruhe oder permanent. Die betroffenen Areale können von den Zehenspitzen bis in den Oberschenkel reichen. Die Zehen können einschlafen, das Fußgewölbe, die Fußsohle und die Innenseite der Ferse brennen oder der Fuß komplett taub werden.
Wie entsteht dieses Nerveneinengungssyndrom?
Zum einen kann es durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder rheumatoide Arthritis entstehen, zum anderen nach Brüchen, Bänderrissen und Sehnenverletzungen oder aufgrund einer Fußfehlstellung. Falsches Schuhwerk kann ebenfalls dafür verantwortlich zeichnen. Außerdem ist das TTS mitunter mit Schwellungen des Sehnengleitgewebes, der Sehnen oder des Nervs selbst vergesellschaftet oder Phänomenen wie Gelenkausstülpungen, Tumoren, Krampfadern oder Ganglien geschuldet.
Kann man es zweifelsfrei diagnostizieren?
Es gibt Mediziner, die die Existenz des TTS anzweifeln. Nachdem uns heutzutage aber der hochauflösende Ultraschall zu Verfügung steht, dem nichts entgeht, lässt sich das Tarsaltunnelsyndrom zweifelsfrei feststellen. Ein positives Hoffmann-Tinel-Zeichen, das sich in Form von elektrischen Sensationen bei Beklopfen des betroffenen Nervenversorgungsgebietes äußert, ist das erste Indiz für die Diagnosestellung. Mittels Bildgebung können wir feststellen, ob eine Raumforderung, z.B. ein Ganglion für die Nervenirritationen verantwortlich zeichnet. Der Tarsaltunnel ist extrem eng, weshalb der Nerv nichts toleriert, was ihn noch enger macht.
Wie wird das Tarsaltunnelsyndrom therapiert?
Zunächst einmal sollte man es konservativ versuchen, z.B. mittels Physiotherapie, Ruhigstellung oder steroidalen Antirheumatika. Wird es nach sechs bis acht Wochen nicht besser, sollte man operieren. Dabei wird oberhalb des Fußinnenknöchels an diesem vorbei Richtung Fußsohle geschnitten, das Dach im Tarsaltunnel freigelegt, gespalten und der darunterliegende Nerv bei Bedarf von Gewebe befreit. Diese Methode nennt sich Neurolyse und gibt dem Nervus tibialis die Möglichkeit, sich wieder freier zu bewegen.
Wie geht es nach einer Operation weiter?
Es darf keinesfalls eine Ruhigstellung erfolgen. Man sollte zwar zwei bis drei Wochen an Krücken gehen und eine Physiotherapie machen, aber Bewegung in Maßen ist unmittelbar nach der Operation unbedingt erforderlich. Der Nerv darf nicht verkleben und muss gleiten, was nur dann gewährleistet ist, wenn der Patient den Fuß belastet.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
Die wichtigsten Fakten zum Thema Gutachten
/in Handchirurgie, Periphere Nervenchirurgie, Plastische, Ästhetische u. Rekonstruktive Chirurgie/von Mag. Sonja StreitDR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Sie sind einer von sieben allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Ihres Fachbereichs in Wien. Seit wann gehen Sie dieser Tätigkeit nach?
Ich bin seit 2013 Sachverständiger für die Bereiche Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, insbesondere für Hand- und Nervenchirurgie. Die Zertifizierung ist immer fünf Jahre lang aufrecht und ich habe sie kürzlich erneuert.
Mit welchen Aufgaben ist diese Tätigkeit verbunden?
Ich fungiere als medizinischer Sachverständiger oder Gutachter, werde also beispielsweise von Gerichten, Versicherungen oder Privatpersonen um meine Expertise gebeten. Dabei kann es sich um Operationen handeln, die nach Meinung der Patienten nicht lege artis, also nach den Regeln der ärztlichen Kunst, durchgeführt wurden, aber auch um Verletzungsfolgen, die z.B. die Arbeitsfähigkeit Betroffener einschränken und von Versicherungen oder Arbeitgebern nicht anerkannt werden. Des Weiteren werden Schmerzperioden durch Sachverständige eingeschätzt. Meistens handelt es sich um zivilrechtliche Belange, in seltenen Fällen werden strafrechtliche Fälle behandelt.
Das heißt, Sie beurteilen den Zustand der Betroffenen oder Patienten?
Genau. Sie wenden sich entweder direkt an mich oder ich werde als Sachverständiger vom Gericht bestimmt. Außerdem werde ich sehr oft von Anwälten beauftragt. Liegt meinerseits kein Interessenskonflikt vor, übernehme ich den Fall. Zu diesem Zweck prüfe ich sämtliche Unterlagen und bestelle denjenigen oder diejenige zur Begutachtung in meine Ordination ein. Nach einem ausführlichen Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung. All das wird genau dokumentiert.
Welche Kriterien spielen für ein Gutachten eine Rolle?
Je nach Stand der Dinge bzw. Fall erhebe ich den Gesundheitszustand und Vorerkrankungen, schaue mir mögliche Folgen einer Fehlbehandlung an und untersuche die Patienten auf Schäden oder seltener auf Behandlungsfehler. Des Weiteren muss ich ermitteln, ob Betroffene umfassend aufgeklärt wurden und ob es sich tatsächlich um einen Behandlungsfehler oder ein subjektiv empfundenes unbefriedigendes Ergebnis handelt.
Müssen Sie Ihre Ergebnisse auch vor Gericht erörtern?
Durchaus. Wenn es zur Verhandlung kommt und ein schriftliches Gutachten allein nicht ausreicht, bin ich verpflichtet, meine Ergebnisse verständlich und schlüssig darzulegen und bei Bedarf Fragen zu beantworten.
Mit welchen Anliegen wendet man sich beispielsweise an Sie als Gutachter?
Das ist ganz unterschiedlich. Eine Patientin hatte zum Beispiel nach einem Unfall Probleme im Bereich ihrer Hand, da das Daumensattelgelenk in Mitleidenschaft gezogen worden war, und konnte ihren Beruf nicht mehr vollständig ausüben. Dies musste im Rahmen eines Gutachtens medizinisch bewiesen werden. Ich erstelle allerdings nicht nur Gutachten zu hand- oder nervenchirurgischen Problemen, wie der Fall eines jungen Mannes zeigt, der sich einer Penisvergrößerung unterzogen hatte und mit dem Ergebnis unzufrieden war.
Was gefällt Ihnen an dieser Tätigkeit?
Als Gutachter muss ich neutral bleiben und objektiv bewerten. Ich kann meine Expertise einbringen, mich weiterentwickeln. Das ist mir nicht nur in praktischer Hinsicht ein Anliegen, sondern auch im theoretischen Bereich. Die Arbeit eines Sachverständigen ist abwechslungsreich und spannend. Sie gibt mir die Möglichkeit, die Perspektive zu wechseln und Betroffenen auf Basis meiner Erfahrungen zu helfen.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
Die wichtigsten Fakten zum Thema Lappenplastiken
/in Plastische, Ästhetische u. Rekonstruktive Chirurgie/von Mag. Sonja StreitDR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter einer Lappenplastik?
Lappenplastiken fallen in den Bereich Rekonstruktive Chirurgie und dienen dazu, größere Hautdefekte oder Gewebedefizite am ganzen Körper zu verschließen und somit verloren gegangenes Eigengewebe zu ersetzen. Sie können zum einen aus Haut und dem darunter liegenden Gewebe bestehen, aber auch Faszien, Muskeln, Knorpel und/oder Knochen enthalten. Dabei spielt die Durchblutung eine maßgebliche Rolle, da sie ein Absterben verhindert und mit einbezogen werden muss. Deshalb gibt es Lappen, die „gestielt“ sind, also einen Stiel enthalten, der von einer Arterie oder Vene gebildet wird.
Wann ist eine Lappenplastik medizinisch indiziert?
Wenn Gewebedefekte durch eine direkte Naht nicht mehr verschlossen werden können, also im Falle von Verletzungen, Verbrennungen oder Wundheilungsstörungen, aber auch nach Narben- oder Tumorentfernungen. Manchmal ist eine lokale Defektdeckung angezeigt, für die uns verschiedenste Möglichkeiten zu Verfügung stehen.
Welche Form des Defektverschlusses mittels Lappenplastik führen Sie regelmäßig durch?
Ich sehe sehr häufig Patienten, die von Hautkrebs betroffen sind. Dazu zählt das Basaliom, das als häufigste Tumorerkrankung des Menschen gilt. Es entwickelt sich an sonnenexponierten Stellen, also meist im Gesicht oder auf der Kopfhaut. Da in vielen Fällen nach der Entfernung die Schnittränder nicht tumorfrei sind, was nach einer histologischen Untersuchung offenkundig wird, muss nachgeschnitten werden. Wir haben in Bezug auf Hautkrebs klare Richtlinien, was die Größe des Bereichs angeht, in der Gewebe entfernt werden muss. Die Lappenplastik nach Limberg hat sich diesbezüglich sehr bewährt. Mit dieser eleganten Methode lassen sich große Löcher, die nach einer Hautkrebsentfernung oder aus anderen Gründen entstanden sind, elegant verschließen.
Wie funktioniert die genannte Methode?
Der Limberg-Lappen gilt als eine Sonderform des Schwenklappens. Das heißt, man entnimmt kein Gewebe von einer anderen Stelle, sondern wendet eine rautenförmige Schnitttechnik an, die es uns erlaubt, die Haut so zu verschieben, dass der Defekt verschlossen wird. Wir sind dank dieser Technik in der Lage, das erkrankte bzw. defekte Areal zu entfernen und gleichzeitig das entstandene „Loch“ mit Hilfe der eigenen Haut wieder zu verschließen, indem diese in den Defekt geschwenkt und alles entsprechend vernäht wird.
Welche Vorteile bietet diese Technik?
Dank dieses Verfahrens lassen sich, z.B. im Falle von Hautkrebs, das erkrankte Gewebe und der entstandene Gewebedefekt gleichzeitig chirurgisch behandeln. Dadurch muss den Betroffenen kein Gewebeblock an anderer Stelle entnommen werden, um damit den Defekt zu decken. Sie erholen sich rascher und können den Eingriff bei Bedarf ambulant durchführen lassen.
Welche Methode kommt zur Anwendung, wenn z.B. eine Narbe im Gesicht korrigiert werden soll?
Für solche Fälle hat sich die so genannte Z-Plastik bewährt, eine Technik, die die Verlagerung zweier ineinandergreifender dreieckiger Lappen beinhaltet. Man schneidet z-förmig und verschiebt die beiden dabei entstandenen Lappen gegeneinander. Dadurch kann ein Längengewinn erzielt werden, was vor allem im Falle von eingezogenen Narben extrem hilfreich ist. Die Haut erhält dank dieser Technik mehr Spielraum und wird flexibler. Salopp gesagt entstehen zwei nebeneinander liegende Dreiecke, die ihre Position miteinander tauschen.
Lässt sich allgemein sagen, wann welche Technik zur Anwendung kommen sollte?
Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Neben der Art der Verletzung oder Erkrankung, der Stelle, an der sie entstanden ist und dem Zustand des Patienten ist natürlich auch das Ergebnis bzw. inwieweit der Betroffene davon profitieren kann, entscheidend. Vor allem, wenn es um das Gesicht geht, sollte auch der ästhetische Aspekt nicht außer Acht gelassen werden. Wo geschnitten wird, entstehen Narben und diese sollten nach Möglichkeit gering ausfallen sowie gewisse ästhetische Aspekte erfüllen.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
Die wichtigsten Fakten zum Thema Rhizarthrose
/in Handchirurgie/von Mag. Sonja StreitDR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter einer Rhizarthrose?
Unter einer Rhizarthrose oder Daumensattelgelenksarthrose versteht man eine Erkrankung jenes Gelenks, das als Verbindung zwischen dem ersten Mittelhandknochen mit der Handwurzel an der Daumenbasis gilt. Bei Arthrose handelt es sich um eine Gelenkabnutzung bzw. unheilbare degenerative Gelenkerkrankung, die zu einem Abbau des Knorpels führt und die im Falle der Hand meist das Daumensattelgelenk betrifft.
Was sind die Folgen?
Zum einen Schmerzen, da der Knorpelabbau im fortgeschrittenen Stadium damit einhergeht, dass Knochen an Knochen reibt. Das kann jedes Gelenk betreffen und ist mit Gelenkschmerzen vergesellschaftet. Zum anderen ist der Daumen mit Bewegungseinschränkungen konfrontiert. Für unsere Hände ist eines ganz entscheidend: Die Oppositionsfähigkeit des Daumens. Damit ist die Möglichkeit gemeint, dass wir mit dem Daumen den so genannten Pinzettengriff durchführen können, also in der Lage sind, dem Daumen die Kuppen der Langfinger, vor allem Mittel-, Ring- und Kleinfinger gegenüberzustellen. Er ist im Vergleich zu unseren Fingern wesentlich beweglicher und steht für Stabilität. Sind seine Fähigkeiten eingeschränkt, wirkt sich das auf die gesamte Greiffunktion der Hand aus.
Wer ist davon betroffen?
Wenngleich es sich um die häufigste Arthrose der Hand handelt, sind Frauen diesbezüglich klar im Nachteil. Sie müssen sich wesentlich häufiger mit der Diagnose Rhizarthrose auseinandersetzen als Männer.
Wie wird diese Erkrankung diagnostiziert?
Viele Patienten berichten von Schmerzen, wenn sie zwischen Daumen und Zeigefinger den Spitzengriff durchführen. Außerdem besteht ein Druckschmerz oberhalb des Daumensattelgelenks sowie Schmerzhaftigkeit, wenn mit dem Daumen Rotationsbewegungen durchgeführt werden. Nicht selten fühlt sich der Daumen nicht mehr stabil und wackelig an. Ein Röntgen gibt Aufschluss darüber, wie sich die Situation des Daumensattelgrundgelenks darstellt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Arthrose ist bedauerlicherweise nicht heilbar – wir können lediglich ihr Fortschreiten verlangsamen. Im Falle der Rhizarthrose kann eine Schienentherapie hilfreich sein und die Schmerzen lindern. Außerdem haben sich entzündungshemmende Medikamente und Kortisoninjektionen in schmerzende Gelenke als hilfreich erwiesen. Diese helfen auch gegen Kapselschwellungen, mit denen die Rhizarthrose vergesellschaftet ist. Die Erkrankung ist zwar nicht entzündlich, aber da der Knorpelstoffwechsel gestört ist, kommt es auch zu Umbauprozessen im gelenknahen Knochengewebe. Der Körper reagiert mit Reparaturversuchen in Form von Ersatzgewebe, was einen chronischen Entzündungsprozess zur Folge hat. Immer wiederkehrende Gelenkergüsse sind die Folge, die zu einer Dehnung der Gelenkkapsel führen. Sind die genannten Maßnahmen nicht von Erfolg gekrönt, sollte operiert werden.
Ist in jedem Fall eine große Operation erforderlich?
Neuerdings nicht mehr. Vor kurzem wurde eine Methode entwickelt, die eine Eigenfetttransplantation in das von Arthrose betroffene Gelenk vorsieht. Dafür wird Fett von einer beliebigen Körperregion abgesaugt, aufbereitet und in den Gelenkspalt injiziert, was eine Schmerzreduktion nach sich zieht. Diese Methode empfiehlt sich für frühe Stadien, kann in Lokalanästhesie durchgeführt werden, geht mit einem niedrigen Infektionsrisiko einher, ist wiederholbar und benötigt keine wochenlange Rehabilitation. Man sollte lediglich fünf Tage Ruhe geben. Ein weiterer Vorteil ist, dass auch nach mehrmaliger Eigenfetttransplantation die große Operation weiterhin durchgeführt werden kann.
Was wird im Rahmen der großen Operation gemacht?
Ich bevorzuge die Technik nach Wulle, die eine bessere Kraftentfaltung des Daumens gewährleistet. Der Arm wird mittels Regionalanästhesie in Schlaf versetzt, damit ich über dem Daumensattelgelenk streckseitig schneiden kann. Als Nervenchirurg ist mir natürlich bewusst, dass ein sensibler Ast des Nervus radialis beim Entfernen des großen Vieleckbeins, bei dem es sich um einen der acht Handwurzelknochen handelt, unbedingt geschont werden muss. Durch die Entfernung entsteht ein kleiner Hohlraum, in den ich die Hälfte der Daumenstrecksehne unter der beugeseitigen Sehne des Handgelenks durchführe. Danach vernähe ich die Strecksehne mit der beugeseitigen Sehne und mit sich selbst. Die entstandene Sehnenschlinge verhindert, dass der erste Mittelhandknochen nach unten rutscht und bewirkt die Stabilisierung des Daumensattelgelenks.
Das heißt, die Hand verliert zwar einen ihrer 27 Knochen, das wirkt sich aber nicht auf ihre Funktionalität aus?
Genau. Vielmehr ist der Patient nach einiger Zeit endlich schmerzfrei und kann den Daumen wieder vollumfänglich benutzen. Natürlich muss dies im Rahmen einer speziellen Physiotherapie erlernt werden. Die Hand wird nach der Operation ca. sechs Wochen ruhiggestellt, da die Sehne in Ruhe einheilen muss. Ich kann nie garantieren, dass die Hand nach Operation und Physio wieder wie vor Beginn der Erkrankung wird, aber die Lebensqualität verbessert sich nach dem Eingriff in hohem Maße. Selbstverständlich stellt sich der Idealfall so dar, dass unsere Hände möglichst gesund bleiben und keinerlei chirurgische Eingriffe benötigen, aber leider entspricht das oftmals nicht der Realität.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
Die wichtigsten Fakten zum Thema Tarsaltunnelsyndrom
/in Periphere Nervenchirurgie/von Mag. Sonja StreitDR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter einem Tarsaltunnelsyndrom?
Das Tarsaltunnelsyndrom, kurz TTS, gilt als Pendant zum Karpaltunnelsyndrom in der Hand. Wir unterscheiden zwischen einem hinteren Tarsaltunnelsyndrom und einem vorderen Tarsaltunnelsyndrom, wobei das hintere häufiger auftritt als das vordere. Es geht mit Schmerzen und Gefühlsstörungen im Fuß einher, die bis in den Oberschenkel ausstrahlen können.
Worum genau handelt es sich bei einem hinteren Tarsaltunnelsyndrom?
Im Fuß gibt es einen sogenannten Tarsaltunnel, in dem der Schienbeinnerv Nervus tibialis verläuft, und der sich hinter dem Innenknöchel befindet. Ist dieser Nerv oder einer seiner Äste gereizt oder von einer Druckschädigung betroffen, kommt es zu dieser Form eines Nervenkompressionssyndroms.
Und was versteht man unter einem vorderen Tarsaltunnelsyndrom?
Das entsteht auf dem Fußrücken oder im Bereich des Sprunggelenks. In diesen Bereichen kann der Nervus peroneus profundus oder der Nervus fibularis profundus eingeengt sein, weshalb man auch vom Fibularis-Syndrom spricht. Der Nerv befindet sich unter einem festen Band, dem Retinaculum extensorum inferius, das auch Ligamentum cruciforme genannt wird und kann von diesem, aber auch vom kurzen Großzehenstrecker, dem Musculus extensor hallucis brevis, eingequetscht werden.
Wenn wir jetzt von einem bestehenden hinteren TTS ausgehen – wie äußert sich das?
Das ist unterschiedlich. Von brennenden Schmerzen, Lähmung der kurzen Fußmuskulatur, Sensibilitätsstörungen, Taubheitsgefühl bis hin zu Ruheschmerz kann alles gemeinsam oder vereinzelt auftreten. Manche Patienten haben diese Probleme nur bei körperlicher Aktivität, andere in Ruhe oder permanent. Die betroffenen Areale können von den Zehenspitzen bis in den Oberschenkel reichen. Die Zehen können einschlafen, das Fußgewölbe, die Fußsohle und die Innenseite der Ferse brennen oder der Fuß komplett taub werden.
Wie entsteht dieses Nerveneinengungssyndrom?
Zum einen kann es durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder rheumatoide Arthritis entstehen, zum anderen nach Brüchen, Bänderrissen und Sehnenverletzungen oder aufgrund einer Fußfehlstellung. Falsches Schuhwerk kann ebenfalls dafür verantwortlich zeichnen. Außerdem ist das TTS mitunter mit Schwellungen des Sehnengleitgewebes, der Sehnen oder des Nervs selbst vergesellschaftet oder Phänomenen wie Gelenkausstülpungen, Tumoren, Krampfadern oder Ganglien geschuldet.
Kann man es zweifelsfrei diagnostizieren?
Es gibt Mediziner, die die Existenz des TTS anzweifeln. Nachdem uns heutzutage aber der hochauflösende Ultraschall zu Verfügung steht, dem nichts entgeht, lässt sich das Tarsaltunnelsyndrom zweifelsfrei feststellen. Ein positives Hoffmann-Tinel-Zeichen, das sich in Form von elektrischen Sensationen bei Beklopfen des betroffenen Nervenversorgungsgebietes äußert, ist das erste Indiz für die Diagnosestellung. Mittels Bildgebung können wir feststellen, ob eine Raumforderung, z.B. ein Ganglion für die Nervenirritationen verantwortlich zeichnet. Der Tarsaltunnel ist extrem eng, weshalb der Nerv nichts toleriert, was ihn noch enger macht.
Wie wird das Tarsaltunnelsyndrom therapiert?
Zunächst einmal sollte man es konservativ versuchen, z.B. mittels Physiotherapie, Ruhigstellung oder steroidalen Antirheumatika. Wird es nach sechs bis acht Wochen nicht besser, sollte man operieren. Dabei wird oberhalb des Fußinnenknöchels an diesem vorbei Richtung Fußsohle geschnitten, das Dach im Tarsaltunnel freigelegt, gespalten und der darunterliegende Nerv bei Bedarf von Gewebe befreit. Diese Methode nennt sich Neurolyse und gibt dem Nervus tibialis die Möglichkeit, sich wieder freier zu bewegen.
Wie geht es nach einer Operation weiter?
Es darf keinesfalls eine Ruhigstellung erfolgen. Man sollte zwar zwei bis drei Wochen an Krücken gehen und eine Physiotherapie machen, aber Bewegung in Maßen ist unmittelbar nach der Operation unbedingt erforderlich. Der Nerv darf nicht verkleben und muss gleiten, was nur dann gewährleistet ist, wenn der Patient den Fuß belastet.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
Die wichtigsten Fakten zum Thema Transgender Surgery
/in Transgender Surgery/von Mag. Sonja StreitDR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Transgender Surgery?
Dieser Begriff steht für geschlechtsangleichende Operationen, die durchgeführt werden, wenn ein Mensch im „falschen Körper“ geboren wird. Es handelt sich bei Transsexuellen um Männer und Frauen, die ihre primären und sekundären Geschlechtsmerkmale als jene eines Körpers betrachten, der nicht zu ihnen gehört. Frauen nehmen sich als Männer wahr und Männer als Frauen. Das ist keine fixe Idee, die plötzlich entsteht, sondern eine Tatsache. Ich betreue mittlerweile seit über 16 Jahren solche Patienten und weiß, mit welchem Leidensdruck Transsexuelle konfrontiert sind.
Das heißt, Transsexuelle möchten ihr biologisches Geschlecht ändern, weil sie sich diesem nicht zugehörig fühlen?
Richtig. Im Unterschied zu Transgender-Personen, die ihr Identitätsgeschlecht zwar ausleben, ihren Körper aber nicht operativ verändern lassen. Das wird häufig verwechselt. Ein Mann, der Frauenkleider trägt, wie das bei Travestiekünstler und Drag Queen Olivia Jones oder der Kunstfigur Conchita Wurst der Fall ist, ist nicht zwangsläufig transsexuell. Wer sein biologisches Geschlecht ändern lassen möchte, durchläuft einen langen Prozess, bis er die Diagnose Transsexualismus bzw. Geschlechtsdysphorie erhält. Es handelt sich um einen oftmals schweren Weg. Viele Transsexuelle nehmen sich schon früh als transsexuell wahr, doch nicht alle haben den Mut, sich jemandem anzuvertrauen oder es laut auszusprechen. Nicht selten wird das jahrelang verdrängt.
Welche Eingriffe können Sie transsexuellen Patienten anbieten?
Da ich Operationen aus dem Bereich Transgender Surgery nur im Privatspital durchführe, mache ich keine großen geschlechtsangleichenden Eingriffe – also keinen Penoid-Aufbau und keine Neovagina. Es handelt sich dabei um Eingriffe mit einem nicht unbeträchtlichen Risiko, weshalb ich denke, dass diese nicht in einem Privatspital stattfinden sollten. Ich führe Mastektomien durch, bei denen ich Transmännern die Brüste abnehme. Diese kann bei Bedarf mit einer Gebärmutter- und Eierstock- sowie Eileiterentfernung kombiniert werden, die ein erfahrener Gynäkologe mittels Bauchspiegelung durchführt. Des Weiteren setze ich, wenn gewünscht, Hodenimplantate, nachdem der Penoidaufbau bereits durchgeführt wurde. Bei Transfrauen führe ich einen Brustaufbau durch bzw. setze ich Brustimplantate ein und führe bei beiden Personengruppen Narbenkorrekturen durch, z.B. wenn sie die großen Operationen schon durchlaufen haben und Korrekturen vonnöten sind.
Ist das Alter für das Ergebnis solcher Operationen entscheidend?
Je früher mit der Hormontherapie begonnen wird, desto zufriedenstellender wird das Ergebnis – in jedem Bereich. Leider lassen die Umstände eine frühzeitige Therapie nicht immer zu, weshalb sich manche Transsexuelle erst spät für eine Angleichung entscheiden. In erster Linie geht es darum, dass sich die Patienten nach den Eingriffen wohl fühlen und mit ihrer neuen Geschlechtsidentität im Reinen sind. Wünschenswert wäre natürlich, dass jeder, der transsexuell ist, verständnisvolle Bezugspersonen ins Vertrauen ziehen und entsprechend agieren kann.
Nachdem Spitäler mit dafür notwendigen Abteilungen in Österreich mittlerweile rar gesät sind: Wird es Ihrer Meinung nach in Zukunft genügend Chirurgen geben, die geschlechtsangleichende Operationen anbieten können?
Ich fürchte nicht. Es handelt sich um eine „aussterbende Kunst“, die in anderen Ländern deutlich mehr gepflegt wird. Ich hatte das große Glück, meine Expertise zunächst im AKH und dann im Universitätsspital Zürich zu erlangen. Leider werden große geschlechtsangleichende Operationen irgendwann in Österreich nicht mehr durchführbar sein. Es fehlt einfach an Ärzten und den dafür so wichtigen Gegebenheiten.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
Die wichtigsten Fakten zum Thema Karpaltunnelsyndrom
/in Hand- u. Nervenchirurgie/von Mag. Sonja StreitDR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter einem Karpaltunnelsyndrom?
Das Karpaltunnelsyndrom, kurz CTS oder KTS, gehört zu den Nervenkompressionssyndromen und tritt an der Hand bzw. im Handgelenkbereich beugeseitig auf. Es ist das bekannteste und das häufigste Nerveneinengungssyndrom, betrifft Frauen häufiger als Männer und ist mit Schmerzen und Gefühlsstörungen in den Fingern und der gesamten Hand vergesellschaftet. Manche Patienten beklagen außerdem Schmerzen, die bis in die Schulter ziehen und ihnen die Nachtruhe rauben.
Was genau ist eingeengt bzw. wie gestaltet sich diese Problematik?
Menschen haben an der Hand einen Karpaltunnel (am Fuß im Gegensatz dazu einen Tarsaltunnel), der sich auf der Handflächenseite im Unterarm befindet. Er wird einerseits von den Handwurzelknochen und andererseits von Bindegewebe gebildet und beherbergt neben neun Sehnen auch den Nervus medianus, den Mittelarmnerv. Wird der Tunnel zu eng, geht das mit einer Druckschädigung dieses Nervs einher, was zu Schmerzen, Taubheitsgefühl, Sensibilitätsstörungen oder sogar Muskelabbau führen kann.
Was zeichnet für diese Einengung verantwortlich?
Bei Diabetikern zum Beispiel füllen sich Nerven mit Wasser und schwellen an. Schwangere wiederum sind von Wassereinlagerungen betroffen, die zu dieser Einengung führen können. Andere bekommen Probleme nach einem Unfall und nicht wenige Patienten sind spontan damit konfrontiert. Nicht immer lässt sich erklären, warum ein Nerv plötzlich eingeengt und beleidigt ist. Anatomisch gesehen handelt es sich um eine von mehreren Engstellen, bei denen die kleinste Veränderung zum Riesenproblem werden kann.
Welche Symptome sprechen für die Entstehung eines CTS?
Wenngleich das individuell verschieden ist, deuten Phänomene wie eingeschlafene Finger, Kribbeln, Schmerzen, Ameisenlaufen oder das Bedürfnis, die Hand auszuschütteln, auf ein Karpaltunnelsyndrom hin. Mitunter manifestiert sich eine Störung in der Feinmotorik, die Kraft im Daumen, dem Zeige- und Mittelfinger lässt nach, sie schmerzen oder wachen nicht mehr auf. Das Hoffmann-Tinel-Zeichen gilt als typisches klinisches Zeichen: Wird das Nervenversorgungsgebiet beklopft und es kommt in der Folge zu elektrischen Missempfindungen, ist das ein klares Indiz.
Wie gestaltet sich die Diagnosestellung, wenn Patienten Sie aufsuchen?
Ich führe eine genaue Untersuchung mit klinischen Tests durch und schicke sie außerdem zum Neurologen, der eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung durchführen soll, und zur hochauflösenden Sonografie bzw. zum hochauflösenden Ultraschall. Mit Hilfe dieser Diagnosetechnik lässt sich zweifelsfrei feststellen, ob der Nerv eingeengt und inwieweit er verdickt ist. Ohne diese Befunde würde ich nicht operieren. Es wäre fahrlässig, nicht auch in Betracht zu ziehen, dass die Beschwerden von der Halswirbelsäule verursacht werden. Deshalb ist es unabdingbar, mehrere Befunde einzuholen, bevor man operiert.
Das heißt, Sie lösen dieses Problem chirurgisch?
Ja, mittels offener Operation. Man kann das Band zum einen endoskopisch durchtrennen, wobei man die Hand nicht öffnen muss und der Patient keine Narbe in der Handinnenfläche davonträgt oder offen, indem ich die Hand aufschneide, den Nerv freilege und bei Bedarf Verwachsungen oder einengendes Bindegewebe entferne. Ich persönlich operiere das Karpaltunnelsyndrom ausschließlich offen, um freie Sicht auf den Nerv und somit die Gewissheit zu haben, dass das Band vollständig durchtrennt und der N. medianus komplett freigelegt wurde. Das ermöglicht mir, auch allfällige Begleitpathologien wie etwa eine Entzündung der Beugesehnen behandeln zu können.
Muss das CTS ausschließlich operativ behandelt werden?
Es gibt Patienten, die mittels konservativer Methoden therapiert werden konnten. Bei Schwangeren erledigt sich das CTS mitunter von selbst, sobald das Kind auf der Welt ist. Andere wiederum profitieren von Dehnübungen und anderen physiotherapeutischen Maßnahmen. Manchmal helfen Therapien aus dem Fachbereich physikalische Medizin.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
Die wichtigsten Fakten zum Thema Avocado-Hand
/in Handchirurgie/von Mag. Sonja StreitDR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter einer Avocado-Hand?
Dieser Begriff wurde von einem britischen Arzt propagiert, der in seiner Klinik bzw. in ganz Großbritannien eine Zunahme von Handverletzungen aufgrund falscher Handhabung beim Schneiden und Entkernen von Avocados feststellte. Er spielt auf alle Verletzungen an, die man sich beim Hantieren mit einem Messer und dieser Frucht zuziehen kann.
Das heißt, es handelt sich um eine klassische „Haushaltsverletzung“?
Richtig. Jeder, der mit einem scharfen Messer hantiert, läuft potenziell Gefahr, sich zu verletzen. Das Besondere an der Avocado-Hand ist, dass sie zum einen entstehen kann, wenn man die Frucht entkernt und das Messer fast oder komplett durch die Handfläche hindurchsticht oder zum anderen, indem man sich beim Schneiden die Hand regelrecht aufschlitzt.
Welche Strukturen können dabei verletzt werden?
Unsere Hand hat nicht nur 27 Knochen, sondern auch zahlreiche Muskeln, Bänder, Streck- und Beugesehnen sowie drei Hauptnerven. Des Weiteren liegen die Arteria radialis und die Arteria ulnaris (beides sind Schlagadern) inklusive Begleitadern beugeseitig in der Hohlhand. Das alles sind Strukturen, die tunlichst nicht verletzt werden sollten. Deshalb ist schnelles Handeln gefragt, wenn es doch einmal zu einer Verletzung kommt.
Wer sich also beim Schneiden oder Entkernen einer Avocado bzw. anderer Lebensmittel verletzt, kann schwere Schäden davontragen?
Richtig. Werden die Arterien verletzt, kann der Blutverlust erheblich sein bzw. es schwierig werden, die Blutung zu stoppen. Eine Nervenverletzung, z.B. Durchtrennung oder Schädigung, geht nicht selten mit motorischen Ausfällen einher. Die drei Nerven, die sich in der Hand befinden, sind der Nervus ulnaris, der Nervus radialis und der Nervus medianus. Sie versorgen die Muskulatur des Unterarms, des Oberarms und/oder der Hand. Das bedeutet, dass sich Verletzungen derselben auf weitere Bereiche des Körpers negativ auswirken können.
Wie lassen sich derartige Verletzungen vermeiden?
Man sollte niemals etwas in die Hand nehmen und mit einem Messer aufschneiden oder bearbeiten. Es besteht immer die Gefahr, durch das Lebensmittel hindurchzuschneiden und sich zu verletzen. Unsere Hände haben gegen scharfe oder spitze Gegenstände keine Chance und sollten entsprechend geschützt werden. Als Handchirurg sehe ich regelmäßig Schäden, die vermeidbar gewesen wären. Prinzipiell müssen Gegenstände auf einer geraden, harten Oberfläche platziert werden, wenn man sie schneiden möchte. Selbstverständlich gilt, auch auf die Finger zu achten, wenn man auf diese Art etwas schneidet.
Was sollte man tun, wenn man sich verletzt hat?
Ein Messer darf niemals eigenmächtig aus einer durchstochenen Hand gezogen werden. Finger, die abgetrennt wurden, sollten möglichst sauber und kühl gelagert werden, bis Hilfe kommt oder man im Spital angekommen ist. Wunden sind sauber abzudecken und die Hand ist nach Möglichkeit hochzuhalten und zu kühlen. Handverletzungen sind bei Handchirurgen bestens aufgehoben und sollten nur von Experten versorgt werden. Vermeiden Sie Kontakt mit verunreinigten Gegenständen oder Oberflächen und sehen Sie möglichst von selbsttherapeutischen Maßnahmen ab, wenn es sich um eine schwere Verletzung handelt. Diese gehören ausnahmslos in ein Spital.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
Die wichtigsten Fakten zum Thema Morbus Dupuytren
/in Handchirurgie/von Mag. Sonja StreitDR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Morbus Dupuytren?
Der zumeist bei Männern auftretende Morbus Dupuytren ist eine gutartige Erkrankung im Handinnenflächen- bzw. Hohlhandbereich, der schubweise verläuft. Je nach Stadium kommt es zur Entwicklung der Dupuytren´schen Kontraktur, die zu einer Einziehung eines Fingers oder mehrerer Finger führt.
Das heißt, die Finger können aus eigener Kraft nicht mehr gestreckt oder in eine gerade Haltung gebracht werden und verbleiben in dieser Stellung?
Richtig. Je weiter fortgeschritten, desto extremer werden die Finger eingezogen. Es ist zwar weiterhin möglich, eine Faust zu machen, in allem anderen wird man mitunter aber massiv eingeschränkt. Es ist, als würden die Finger schrittweise Richtung Handgelenk gezogen und verkrümmen sich immer mehr.
Wie erkennen Patienten, dass sie möglicherweise von Morbus Dupuytren betroffen sind?
Wenn sie z.B. Knubbel oder einen derben Strang bzw. mehrere Stränge in der Handfläche ertasten. Diese treten in der Regel im Bereich des Klein- oder Ringfingers auf, können aber auch an allen Fingern oder nur in der Hohlhand auftreten, und sind bis in die Tiefe hinein fühlbar. Mit Schmerzen ist die Erkrankung nicht vergesellschaftet, aber es empfiehlt sich, möglichst frühzeitig zum Arzt zu gehen, um ein Fortschreiten oder Einschränkungen im Alltag zu verhindern. Die Krankheit kann außerdem an der Fußsohle auftreten, dann handelt es sich um Morbus Ledderhose, oder am Penis. Tritt sie in diesem Bereich auf, sprechen wir von Induratio penis plastica bzw. IPP oder der Peyronie-Krankheit.
Schreitet Morbus Dupuytren bzw. die Dupuytren´sche Kontraktur ausnahmslos bei jedem so weit voran, dass die Symptome den Alltag irgendwann erschweren?
Nicht unbedingt. Bei manchen Patienten kommt sie zum Erliegen, ohne nennenswerte Einziehung. Wirklich erklären lässt sich das nicht, wir wissen nur, dass Nordeuropäer häufiger betroffen sind und sich Zuckerkranke, Epileptiker und Menschen mit Lebererkrankungen gehäuft unter den Betroffenen finden.
Wie wird die Krankheit diagnostiziert?
In der Regel mittels Tastbefund und Begutachtung. Können die Finger nicht vollständig gestreckt werden, aber ein Faustschluss ist möglich, deutet das auf Morbus Dupuytren hin. Besteht der Verdacht auf Tumoren oder andere Erkrankungen, empfiehlt sich ein MR, ein Röntgen sowie ein Ultraschall. Das ist individuell zu entscheiden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Sie reichen von konservativ, z.B. Röntgenbestrahlung oder Strangschwächung mittels Nadelstichen, bis hin zu chirurgisch. Ich als Handchirurg bevorzuge die chirurgische Variante, bei der entweder der Strang oder Strang und Gewebe entfernt wird. Die Wahl der Methode ist abhängig vom Stadium und wird prinzipiell mit dem Betroffenen besprochen und abgestimmt. Seit einigen Jahren kann die Erkrankung auch mittels Injektion therapiert werden. Hierbei wird ein Enzym injiziert, das den Strang auflöst. Diese Methode ist stellt für ausgewählte Fälle nicht-operative Option bzw. Alternative zu den genannten Maßnahmen dar.
Verfasst von Mag. Sonja Streit
Die wichtigsten Fakten zum Thema Nervenschmerz
/in Periphere Nervenchirurgie/von Mag. Sonja StreitDR. VEITH MOSER IM EXPERTENINTERVIEW
Was versteht man unter Nervenschmerz?
Bei Nervenschmerzen bzw. neuropathischen Schmerzen ist das periphere Nervensystem Schmerzverursacher. Es leitet normalerweise Berührungen, Temperaturempfindungen oder Schmerz ans Gehirn weiter. Leidet man unter Nervenschmerzen, werden meist ununterbrochen Schmerzsignale weitergeleitet.
Das heißt, die „Leitung“ selbst wird zum Schmerzursprung oder hat, anders ausgedrückt, selbst Schmerzen?
Richtig. Sind nervale Strukturen beschädigt oder erkrankt, drücken sie das in Form von Missempfindungen oder Schmerz aus. Sie signalisieren damit sozusagen, dass etwas nicht stimmt. Periphere Nerven liegen außerhalb des Gehirns und Rückenmarks, sind extrem elastisch und gehen bis in die Zehen und Fingerspitzen hinein. Sie sitzen in der Tiefe, aber auch in der Haut. Obwohl sie extrem leistungsfähig und zäh sind, reagieren Nerven sehr sensibel auf die Störung ihres Gleichgewichts, sei es in Form von Verletzungen oder wenn sie in ihrer natürlichen Umgebung plötzlich nicht mehr genug Platz haben.
Wie äußert sich diese Schmerzform?
Das ist ganz unterschiedlich. Von Brennen über Kribbeln oder Ameisenlaufen bis hin zu Stechen und elektrischen oder dumpfen Schmerzen. Manchmal sind sie einschießend, manchmal anhaltend und manchmal unerträglich. Sie können von extremer Hautempfindlichkeit, Taubheitsgefühl und übersteigerter Berührungsempfindung begleitet sein.
Wen sollte man beim Auftreten von Nervenschmerzen aufsuchen?
Wenngleich der neuropathische Schmerz eine Domäne der Neurologen ist, lässt sich die Ursache mitunter nicht anhand einer Nervenleitgeschwindigkeitsmessung diagnostizieren. Oftmals empfiehlt sich ein hochauflösender Ultraschall zur genauen Diagnosestellung. Ich wende bei Bedarf bestimmte klinische Tests an und kann aufgrund meiner Expertise eine klare Diagnose stellen. Allerdings ist die Sonographie für mich das entscheidende diagnostische Tool, um meinen Verdacht zu erhärten oder das Problem zweifelsfrei schwarz auf weiß zu sehen.
Kann jedes Nervenproblem mittels Operation gelöst werden?
Keinesfalls. Obwohl es natürlich großartig wäre, wenn sich jede Erkrankung mittels Eingriff beheben ließe, operiere ich nur dann, wenn meine Patienten tatsächlich davon profitieren können. Nervenchirurgie ist äußerst komplex und mit Risiken verbunden. Es wäre für mich als Chirurg fatal, die Situation eines Menschen zu verschlechtern, was bei nervenchirurgischen Eingriffen immer passieren kann.
Verfasst von Mag. Sonja Streit